Bird Race 2022 - Bericht

Bei der Vorbereitung fürs Bird Race, breiten wir jeweils die Schweizerkarte aus und überlegen uns welche Region wir anpeilen wollen. Dabei interessieren uns beieinander liegende Bergwaldwiesenseeundsumpfgebiete. Jedes Mal, und dieses Jahr zum 10. Mal, wählen wir einen Kanton (und Umgebung), den wir genauer unter die Lupe nehmen. Diesmal stach uns der Pilatus ins Auge. Wir buchten eine Übernachtung in Alpnachstad und stellten eine Route zusammen.

Die Kunde, dass in der Umgebung von Alpnachstad ein Uhu zu Hause sei, erreichte uns. Mit der Uhu-Mission verliessen wir am Freitagabend nach einem ausgiebigen Nachtessen Alpnachstad und fuhren per Velo ins besagte Gebiet. 10, 9, 8, … zählten wir um kurz vor 21 Uhr, bevor wir in leise Rufe: «Uhu wo bist du?» übergingen. Antwort gaben uns nur Blässhühner, während einige Höckerschwäne stumm im Mondlicht aus dem Dunkeln leuchteten. Beim Ruf eines Graureihers schreckten wir auf, und nahmen ihn als dritten Vogel auf die Liste. Vom Uhu weiterhin kein Ruf und kein Hauch. Wir kehrten bei völliger Dunkelheit und leichtem Regen zurück zur Unterkunft, wo überraschend und laut, ein heiserer Waldkauz rief – Uhu im Kleinformat, immerhin.

Am Samstag um 6 Uhr waren wir wieder auf den Fahrrädern, um die Morgenstunden für möglichst viele Arten rund ums Seebecken zu nutzen. Das lief wie am Schnürchen und wir sammelten tolle Beobachtungen von A wie Amsel bis Z wie Zaunkönig ein. Phantastisch waren Trauerschnäpper, Flussuferläufer, Bekassine, Braunkehlchen, Eisvogel und Steinschmätzer. Natürlich begrüsste uns auch die Ringeltaube mit ihrem «friss Suurchruut Schnuderi du, friss Suurchruut, Schnuderi du». Mit 41 Arten im Gepäck setzten wir unser Race mit der ersten Pilatusbahn fort. Die Rundsicht auf dem Berg war einmalig, die Vogelvielfalt etwas spärlich. Gämsen und Steinböcke konnten wir ja nicht notieren. Umso mehr freuten uns Alpenbraunelle, ein Trupp Schneesperlinge und gesellige Alpendohlen. Als sich der Schwarm Dohlen laut rufend in Bewegung setzte, entdeckten wir den Grund dafür: Majestätisch drehte ein Steinadler seine Runden, bevor er sich auf einem Felsen, von Dohlen umschwärmt, niederliess. Für uns gings wieder talwärts, hatten wir doch noch so einiges vor uns.

Ab Alpnachstad waren wir abwechslungsweise mit Zug, Bus und immer wieder per Velo unterwegs. Langsam wurde das Suchen bzw. das Finden von Arten zäh. «Friss Suurchruut…» war bereits ein Ohrwurm und auch der Pfiff des Eisvogels und sein stahlblaues Vorbeisausen hatten wir inzwischen zur Genüge erlebt. Auf der propagierten Überschwemmungsfläche die für Limikolen als Rastplatz dienen sollte, tummelte sich nur ein einsamer Kiebitz. Das war auch kein Wunder, denn viel Überschwemmung gab’s da nicht, so ausgetrocknet wie es überall war. Das Kreisen von x-Weisstörchen über unseren Köpfen mit ein paar Alpenseglern und Rauchschwalben dazwischen, begeisterten uns an diesem Ort trotzdem.

An einem kleinen See zwischen Baldegger und Sempachersee wimmelte es von Teichhühnern. Auf einem Ast schlief eine Krickente, die wir aus reinem Vergnügen betrachteten, als plötzlich hinter ihr aus dem Schilf ein Tüpfelsumpfhuhn auftauchte, das sofort vom Team bestätigt werden musste. Tatsächlich verschwand es gleich darauf wieder im Schilf. Solche Überraschungsmomente trugen immer wieder zur ohnehin schon fröhlichen Stimmung in der Gruppe bei. Auf dem Weg per Velo bis zu unserem Abendziel, dem Wauwilermoos, konnten wir viele Schafstelzen und das Neuntöterweibchen, sowie den Schwarzmilan, der unverkennbar in den Abend wieherte, beobachten. Die Abendstimmung im Wauwilermoos war grandios. Im schwindenden Tageslicht wurde unser Team der Live- Sendung mit Beni Turnheer zugeschaltet. Der Live-Stream kann noch immer angeschaut werden: https://www.youtube.com/watch?v=75ijVzmyeAQ.

Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass wir dieses Jahr den Spendensieg gewinnen würden. Wir waren noch sehr damit beschäftigt neue Arten zu entdecken. Einige Wünsche gingen in Erfüllung: Eine Zwergdommel wechselte fliegend den Standort, auf dem Boden am Schilfrand wuselte ein Hermelin vorbei vor dem sich das Blaukehlchen (!) in Acht nehmen musste. (Das Blaukehlchen macht Vogelkennerinnen und - kenner immer glücklich.) Eine Rohrweihe hatte sich das Gebiet zum Übernachten ausgesucht und endlich quiekte auch eine Wasserralle. Zum Abschluss flog noch der Baumfalke ein, während vor dem Gewitterhimmel die Grünfinken ihr Abendlied trällerten. Die Müdigkeit machte sich bei uns und den Vögeln langsam bemerkbar. Froh und zufrieden über die vielen eindrücklichen Beobachtungen traten wir den Heimweg an.

Von Herzen bedanken wir uns bei allen unseren Sponsorinnen und Sponsoren für ihre Treue und die frankenkräftige Unterstützung. Viele Naturjuwelen werden mit dem Geld aufgewertet und gebaut werden können, denn rund 180 000.- sind zusammengekommen. Davon hat «Friss Suurchruut» 10 953.- beigesteuert.