Unsere Reise begann am Freitag 12.33 Uhr im Zug nach Ennenda GL. Dieses Jahr ohne Fahrräder. Auf dem Weg zur Gondel zwei über dem Schilt kreisende Steinadler. In der Äugstenhütte Aprikosenstreuselkuchen und Kaffee, viele Schnappschüsse, Vorexkursion, Einrichten im Massenlager, Studium des Panoramas und ein sehr gutes z’Nacht mit den Frauen von Schnurstrix. Und dann war es auch schon 21 Uhr.
Die Nacht am Bird Race garantiert nebst oberflächlichem kurzem Schlaf besondere Beobachtungen in der Dunkelheit. Im Restlicht war ein Feldhase auszumachen und etwas später bei unbedecktem Himmel etliche Sternbilder und Sternschnuppen - dabei hat sich wohl niemand einen Kauz gewünscht… Plötzlich eine sich nähernde übersinnliche Erscheinung: eine schwebende Lichterkette mit sich auflösenden Perlen am Nachthimmel: Starlink Satelliten für ein flächendeckendes Internet von Elon Musk, ins All gesetzt am 1.9.2023 um 4.21 Uhr (MEZ) in Florida, um 22 Uhr dann über der Schweiz. Ein Waldkauz wäre uns lieber gewesen!
Um 4.56 Uhr ein kurzer, aber eindeutiger Eulenruf. Sofort wurde das ganze Team geweckt. Ein Raufusskauz! Leider leider… nur der Wecker-Klingelton des anderen Frauenteams - Schnurstrix machten sie sich aus den Betten und verschwanden in die Nacht. Auch wir starteten mit Stirnlampen zur ersten Runde. Auch diesmal keine Eulen. Der erste Vogel war ein grosser, in einem Baum laut aufflatternder. Ein Birkhuhn oder Birkhahn. Wow. Dann kam es noch besser. In sehr hoher Tonlage, mehrmals und sehr eindeutig, ein rufendes Haselhuhn Männchen! Für alle was ganz Besonderes.
Der nächste Rundgang führte uns zuerst durch das Naturreservat Äugstenwald, ein typischer Fichten-Tannen-Gebirgswald, reichstrukturiert mit reichlich Totholz und mit vielen vom Schwarzspecht bearbeiteten Tannen. Diesen hörten wir mehrmals rufen. Viele ebenfalls nicht leise Tannenhäher. Kein Dreizehenspecht trotz geeignetem Habitat. Aufwärts vorbei an Karrenfeldern, Blockschutt und Sträuchern - wo es ein Braunkehlchen, zwei Hausrotschwänze, ein Trauerschnäpper, Turmfalken und Alpendohlen zu sehen gab - zur Beglinger Alp. Während der ganzen Runde fast pausenlos rufende Fichtenkreuzschnäbel. Alle ‘echten’ Meisen - die Schwanzmeisen erst am Klingnauer Stausee - immer wieder Gimpel, Zaunkönige, wenige Sommergoldhähnchen und viele Wintergoldhähnchen.
Zurück in der Äugstenhütte füllten wir die Feldflaschen mit kaltem Bergwasser und machten uns auf den Weg zur Seilbahn. In Ennenda leider weniger Vögel im Siedlungsraum als gewünscht. Kein Girlitz, dafür Mehlschwalben und Rotmilan.
Vom Zug aus sahen wir Weissstörche, Höckerschwäne, Blässhühner, Haubentaucher, Lachmöwen, Reiherenten und - besonders wertvoll - Tafelenten, denn die sahen wir am Klingi nicht mehr. Beim Umsteigen in Zürich Alpensegler, die laut rufend übers Landesmuseum flogen.
In Döttingen beim Klingnauer Stausee erwartete uns Daniela und aussergewöhnlich hohe Temperaturen. Wir waren uns schnell einig, dass wir eine Pause brauchen. Die gab’s im BirdLife Naturzentrum mit Eis und erfrischenden Getränken an einem Tischchen im Schatten. Nicht ganz freie Sicht zum Himmel, aber gerade das machte die Pause erholsamer. Vor der Pause sahen wir durchaus schöne Arten wie Wespenbussard, den lang ersehnten Grünfinken, Feldspatzen, Löffelenten, Kolbenenten, Bekassinen und einen Bruchwasserläufer. Auch die Zwergdommeln zeigten sich zweimal.
Als letzte Arten Gartenbaumläufer, Gänsesäger und Bachstelze. Es hätte noch viel freien Platz für Kreuzchen gegeben, z.B. für den häufigen Kleiber…. Aber mit 92 Arten waren wir sehr zufrieden. Wieder waren es unvergessliche schöne 24 Stunden!
Mit dem Eindunkeln auf dem Rückweg zum Bahnhof Dohlen, die zum Schlafplatz flogen, rufende Grünschenkel und Flussuferläufer, sich in der Seemitte versammelnde Möwen, Silber- und Seidenreiher, Gänse und Enten. Die Unterstützung durch unsere Sponsorinnen und Sponsoren hat uns sehr motiviert! 5ter Platz auf der Spendenrangliste. 5995 Franken für die Naturjuwelen. Wir sind nächstes Jahr wieder dabei!
© BirdLife Schweiz/Suisse/Svizzera