Die EU schützt ihre Biodiversität besser – die Schweiz wird abgehängt!

Medienmitteilung von BirdLife Schweiz vom 10.11.2023

In der Schweiz ist der Anteil der Arten, welche gefährdet sind und damit auf der Roten Liste stehen, fast ausnahmslos höher als in allen unseren Nachbarländern. In der Tat gehört die Schweiz zu den Industrieländern mit dem höchsten Anteil an gefährdeten Arten und wurde deshalb auch von der OECD kritisiert. Das gilt auch für Länder mit einer höheren Bevölkerungsdichte als die Schweiz. Gleichzeitig ist in der Schweiz der Aufbau des Smaragdnetzwerks seit Jahren blockiert, während die EU-Länder dieses Schutzgebiets-Netzwerk unter dem Namen Natura2000 schon lange aufgebaut haben. Und jetzt macht die EU weiter vorwärts: In der Nacht auf heute haben in den sogenannten Trilogverhandlungen die Vertretenden der EU-Kommission, des Ministerrats und des EU-Parlaments die konkrete Ausgestaltung des neuen Renaturierungsgesetzes (EU Restoration Law) beschlossen. Das EU-Parlament muss das Verhandlungsergebnis nochmals absegnen, damit es definitiv in Kraft tritt.

Das Gesetz sieht vor, dass auf 20% der gesamten Landes- und Meeresfläche der EU die Ökosysteme bis 2030 wiederhergestellt werden sollen. Das umfasst 30% der im Gesetz genannten Ökosysteme bzw. Lebensraumtypen. Dieses Ziel ist nicht mit dem internationalen 30%-Schutzgebietsziel zu verwechseln, da es um Wiederherstellung von degradierten oder zerstörten Ökosystemen geht und nicht zwingend um künftige Schutzgebiete. Damit nehmen die EU und ihre Mitgliedstaaten die UN-Dekade der Wiederherstellung von Ökosystemen ebenso auf wie die Ziele des Kunming-Montreal-Zielrahmens für die Biodiversität (GBF). Gewisse Abschwächungen hat das Gesetz in der Diskussion im EU-Parlament im Juli erfahren. Auch die EU wird sich in Zukunft also noch mehr anstrengen müssen, um ihre Biodiversität zu erhalten. Dennoch bleibt das Gesetz ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

In der Schweiz, die solche Fortschritte noch viel dringender benötigen würde als die EU-Länder, hingegen herrscht Stillstand. In den letzten 10 Jahren sind kaum nennenswerte neue Schutzgebietsflächen dazugekommen, obwohl wir nur rund 10% Schutzgebietsflächen haben. Für Politik und Behörden scheint die Wiederherstellung von Ökosystemen schlicht kein Thema zu sein. Vielmehr geben sich die Verantwortlichen der Illusion hin, die Schweiz stehe betreffend Schutz der Biodiversität gut da. Die verfügbaren wissenschaftlichen Daten zeigen das Gegenteil auf.

Die EU schützt ihre Biodiversität bereits heute besser als die Schweiz – und nimmt bereits den nächsten Schritt. Damit wird die Schweiz beim Schutz der Biodiversität von den anderen europäischen Ländern mehr und mehr abgehängt!
  



Quelle Grafik: https://www.eea.europa.eu/en/analysis/indicators/terrestrial-protected-areas-in-europe
   
 

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Bilder

Die EU-Länder machen vorwärts bei der Wiederherstellung von Lebensräumen: grosse Auenrenaturierung im Peenetal, Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland.

© Von Chron-Paul - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=24497656

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