Vogelkiller Glas – Todesopfer könnten vermieden werden

Medienmitteilung des Bündner Vogelschutzes BVS und des Schweizer Vogelschutzes SVS/BirdLife Schweiz vom 13.11.2012

Bereits gibt es in Chur für Vögel tödliche Glasfassaden, nun sollen noch zwei weitere Hochhäuser aus Glas gebaut werden. Der Schweizer Vogelschutz SVS und der Bündner Vogelschutz warnen vor gefährlichen Glasbauten für die Vögel und empfehlen Alternativen.

In der Schweiz sterben jedes Jahr mehrere Hunderttausende von Vögeln, weil sie mit Glasflächen kollidieren. Das Glas ist eine doppelte Gefahrenquelle für die Vögel: es ist entweder durchsichtig und wird nicht als Hindernis erkannt oder es spiegelt die Umgebung und täuscht den Vögeln einen Lebensraum vor. Das Ergebnis sind unzählige Kollisionen, die in den meisten Fällen tödlich enden. „Auch wenn der Vogel im ersten Moment noch wegfliegen kann, heisst das nicht, dass er die Kollision unbeschadet überstanden hat“, erläutert Eva Inderwildi, Projektleiterin Vögel und Glas beim Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz. Viele Tiere sterben erst Stunden später an inneren Blutungen. Auch werden tote Tiere schnell weggeräumt, sei es von Prädatoren wie Katzen, Füchse und Krähen oder von den Verantwortlichen der Gebäude, die nicht möchten, dass das Problem bekannt wird. Die Gefahr wird so oft unterschätzt.

So ist z.B. auch das Hotel ABC in Chur mit seiner grossen spiegelnden Glasfassade eine tödliche Falle. In den letzten Tagen wurden von Passanten Dutzende von toten Vögeln auf dem Trottoir neben der Fassade gefunden. Heiner Hubbuch, einer der Entdecker dieser makabren Funde, ist schockiert: „Ich finde es sehr bedenklich, dass heute immer noch solche für Vögel äusserst problematische Bauten erlaubt werden, obwohl das Problem inzwischen gut bekannt ist“.

Der Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz und der Bündner Vogelschutz BVS empfehlen, diese Problematik schon beim Bau zu berücksichtigen. Mit wenig Aufwand ist es möglich, die schlimmsten Vogelfallen zu vermeiden. Nachträgliche Lösungen sind hingegen kostspielig und aus ästhetischer Sicht oft wenig befriedigend.

Bei Hochhäusern kommt noch ein weiterer kritischer Punkt betreffend Vogelschutz hinzu: Zugvögel werden vor allem nachts unter schlechten Wetterbedingungen (Nebel, geschlossene Wolkendecke) vom Licht der Hochhäuser angezogen, verlieren die Orientierung und kollidieren mit den Gebäuden.

In Chur sind mit dem Projekt von Architekt Michael Schumacher nun zwei weitere für Vögel problematische Hochbauten geplant. Zum einen werden die Türme viel Glas aufweisen, was alleine schon problematisch ist. Zum anderen ragen die Bauten hoch in den Himmel und werden somit im Herbst und Frühling auch noch Zugvögel in die Falle locken. Mit einer angepassten Bauweise und betrieblichen Massnahmen während der Zugzeit, wie dies schon bei Hochhäusern in Luzern gemacht wird, liesse sich die Zahl der Todesopfer stark reduzieren.
  

Vogelschutz an Bauten

Der Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz und der Bündner Vogelschutz BVS empfehlen:

  • wenn immer möglich, keine ganzen Glasfassaden bauen
  • transparentes oder stark spiegelndes Glas vermeiden. Dafür gemustertes, mattiertes oder eingefärbtes Glas verwenden
  • bei Hochhäusern zu Zugzeiten ein automatisches Schliessen der Storen bei Anbruch der Dunkelheit einrichten
  • als nachträgliche Massnahme Folien mit Muster (z.B. Punktraster auf dem Glas anbringen)

Weitere Infos und Tipps auf www.vogelglas.info


  


Weitere Informationen

Weitere Auskünfte erteilen Ihnen gerne:

  • Eva Inderwildi, Projektleiterin Vögel und Glas, Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz, Tel. 044 457 70 27, eva.inderwildi@birdlife.ch
  • Otto Honegger, Präsident Bündner Vogelschutz BVS, Tel. 081 651 15 49, ohonegger@bluewin.ch