Bereits ist wieder ein Jahr ins Land gezogen seit dem letzten erfolgreichen Raubzug der Subigerbergpieper. Für das diesjährige Race strebten sie ganze 115 Arten an, ganz nach dem Motto «Meh isch meh». Mit einem suure Moscht und einer monumentalen Schüssel Älplermagronen läuteten die vier Genossen ihr drittes Bird Race ein. Im Mondschein legten sie sich am Freitagabend in einem Bergwald oberhalb Engelberg auf die Lauer. Nur wenige Sekunden verstrichen und schon konnte die erste Art dingfest gemacht werden. Eine Waldohreule flog lautlos durch den Lichtkegel einer Stirnlampe direkt auf die Artenliste. Ein grosser Dank an die flotte Eule, welche den Subigerbergpiepern eine erholsame Nacht ermöglichte, ganz nach der altbewährten BirdRace Regel: «Ist die Artenliste leer, ist der Schlaf zu finden schwer. Kannst du eine Art verbuchen, musst du den Schlaf nicht lange suchen.» Aufgrund der vorherrschenden Ambitionen und der lokalen Wetterlage schälten sich die vier Teammitglieder um 04:30 Uhr aus ihren Schlafsäcken und machten sich nach einem pragmatischen Zmorge auf zur Planggenalp. Die Pace konnte dank des schweisstreibenden Sommertrainings hoch gehalten werden und so erreichten die Pieper die Planggenalp noch in völliger Dunkelheit. Mit der Dämmerung kam auch der Regen, welcher den Racern aber milde gesinnt war und sich nach einer halben Stunde wieder verzog. Statt dem Geräusch der Regentropfen, welche noch vor wenigen Sekunden auf die Kapuzen der Pieper trommelten, erschallte aus einer Geröllhalde der Gesang eines Steinhuhns. Nach diesem für ornithologisch orientierte Ohren erquickenden Erlebnis, zerriss der scharfe Warnpfiff eines Munggs die morgendliche Stille. Erwartet wurde der König der Lüfte oder Schrecken aller Munggen, doch anstatt seiner Majestät und zur Verwunderung der Pieper glitt ein einsamer Gänsegeier den wolkenverhangenen Bergflanken entlang und landete direkt oberhalb der Beobachtenden in einer Felswand. Der frühe Geier wurde von Bergpieper und Alpendohle feierlich auf die Artenliste begleitet. Diese versuchten die wackeren Birder mit dem erwarteten Steinrötel aufzupolieren, was jedoch trotz intensiver Suche nicht gelang. Dafür begegneten dem Quartett auf dem Weg zur Brunnibahn Klappergrasmücke, ein durchnässter Gugger, Ringdrossel, Alpen- und Haubenmeise und zum Abschluss zwei mühsam erduldete Zitröneler. Mit vier, ob der erreichten Ausbeute, nachdenklichen Passagieren schwebte die Gondel zu Tale. Mit dem Öffnen der Türe galt es nun, den Fokus wiederzufinden, schliesslich standen nun die obligaten Bacharten Gebirgsstelze und Wasseramsel auf dem Programm. Die Bergstelze flog den Athleten, kaum an der Engelberger Aa angekommen, rufend über die Köpfe und Michus scharfen Augen sei Dank, konnten wir auch die Wasseramsel rasch auf unserer Liste verewigen. Trotzdem muss an dieser Stelle gesagt sein, dass eine Wasseramsel niemals den Mauerläufer, eigentlich Walthers Kernkompetenz innerhalb des Teams, ersetzen kann. Über diesen Makel schauten die restlichen Pieper aber grosszügig drüber hinweg und zwar so ausgiebig, dass der ersehnte Tannenhäher doch noch in den Reigen der bereits beobachteten Arten aufgenommen werden konnte. Mit einem Stück Käsekuchen von der Bäckerei Dossenbach, welcher über das Engelberger Tal hinaus einen vorzüglichen Ruf geniesst, wurden die Energiespeicher wieder aufgefüllt. Die hohe Kunst beim BirdRace ist es, jeden erdenklichen Augenblick auszunützen um weitere Arten entdecken zu können. In den letzten Sekunden vor der Abfahrt des Zuges konnte auf diese Weise noch ein Wespenbussard, welcher hoch über den Tannenspitzen seine Kreise zog, budgetiert werden. Mit, ob der erreichten Ausbeute, prall gefüllten Rucksäcken, traten die Pieper die Reise nach Luzern an. Die Leuchtenstadt empfing uns mit garstigem Spätsommerwetter inklusive kräftigem Regenschauer. Im selben Augenblick, in welchem der Zug im Bahnhof Luzern einfuhr, erinnerte sich das Quartett an die folgende BirdRace-Regel: «Hast du beim Umsteigen 10 Minuten Zeit, gehe aus dem Bahnhof, nicht allzu weit. Stell dich hin und schau dich um, irgendwo pfeilt sicher ein Segler rum.» Also raus aus dem Bahnhof, ran an den See und nach wenigen Sekunden präsentierte sich der einzige Mauersegler an diesem Tag für kurze Zeit über den Dächern der Stadt. Nach einem kurzen Zwischensprint erreichten die Pieper den nächsten Zug, welcher sie ins Wauwiler Moos bringen sollte. Am Ufer des Sempacher Sees liess sich mit letztem Einsatz eine Horde Graugänse entdecken, dankbar wurden sie protokolliert. Am Bahnhof Wauwil wurden die Subigerbergpiepern von ihren Fahrrädern freudig empfangen. Während sich die letzten Regenwolken verzogen und der Sonne Platz machten, wurden die fahrbaren Untersätze gesattelt. Vor dem Team lag nun das Wauwiler Moos, welches während den folgenden zwei Stunden zum Jagdrevier erklärt wurde. Eine auffliegende Bekassine, welche vom Ufer des Kanals flüchtete, bedeutete den Auftakt zu einem avifaunistischen Furioso, welches die vier Kameraden im Moos erwartete. Auf den frisch gepflügten Äckern tummelten sich massenhaft Braun- und Schwarzkehlchen, gepaart mit Steinschmätzern und Schafstelzen. Den vielleicht herausragendsten Spot dieses Tages lieferte unser Seeländer Import, welcher ein Blaukehlchen am Rande eines Maisfelds entdecken konnte. Vielleicht liegt der Grund für Lükus scharfe Augen in den Unmengen an Rüebli, welche im Seeland angebaut werden? Begleitet von Baumfalke, Neuntöter und Goldammer steuerten die Pieper den Beobachtungsturm an, wo sie von den Gefiederten herzlich empfangen wurden. Spalier standen Schilf- und kurz später auch ein Teichrohrsänger, Rohrammer, Teichhuhn (@Team Wauwu99: «Es gibt sie also doch!») und eine, ihrer Stimme nach zu urteilen, sehr mitteilungsfreudige Wasserralle. Das nächste Highlight kündigte sich schon von weit her an, die wohlklingenden Rufe eines Bienenfressers erreichten die gespitzten Ohren und schwollen, je näher sie kamen zu einem regelrechten Chor an. 66 Individuen dieser wunderbaren Vögel zogen direkt über den Turm, was für ein Glück!!! Trotz der Euphorie über dieses Schauspiel tickte die Uhr gnadenlos und es ging auf den Drahteseln in flottem Tempo zurück an den Bahnhof, wo vom Perron aus zwei Alpensegler den Kontostand auf 90 Arten ansteigen liessen. Diese Motivationsspritze liess nun die angestrebten 115 Arten als durchaus möglich erscheinen, da der Klingnauer Stausee noch auf das Team wartete. Nach einer längeren Zugfahrt ohne weitere Arten eröffneten die Pieper den Schlusspurt im Giriz mit einem juvenilen Nachtreiher, einem Trupp Schwanzmeisen und rufenden Kernbeissern. Auf dem Weg ins Gippinger Grien wuchs die Liste mit Flussuferläufer, Mittelspecht und einigen Entenarten stetig. Beim Stauwehr machten die Pieper mit einem Eisvogel und zwei juvenilen Trauerseeschwalben die 100 voll. Mehrere Stopps auf dem Weg entlang des Stausees brachten dann die erhofften Limis. Sichel-, Alpen-, und Zwergstrandläufer, Kampfläufer, Bruchwasserläufer, Grosser Brachvogel und Grünschenkel liessen sich aus nächster Nähe beobachten. Auf dem Turm trafen die Pieper nebst Waldwasserläufer und einer einsamen Tafelente auf Hanspeter Latour himself. Seine Begeisterung für die Natur und das Bird Race waren spürbar, besonders für Lüku, welcher nach einer Motivationsrede a la Latour einen Schlag auf die Schulter kassierte, der in beinahe vom Turm purzeln liess. Nebst den bereits gesichteten Silber- und Seidenreiher wurde der Schilfrand ausgiebig abgesucht. Die Hartnäckigkeit wurde mit einer Zwergdommel und einer Wildsau belohnt bevor der Turm gestürmt wurde und das Team unfreiwillig in die zweite Reihe gedrängt wurde. Das Gerücht einer angeblich beobachteten Zwergscharbe trieb die anwesenden Ornis auf den Turm was die Pieper zum Schluss kommen liess, dem Gedränge zu entfliehen und ihr Glück flussaufwärts Richtung Döttingen zu versuchen. Der charakteristische Ruf der Bartmeise registrierten die vier en passant und richteten ihre Blicke beim neu erbauten Hide ein letztes Mal Richtung Schilf. Auf einem dürren Baume, welcher sich 30 Meter vor dem Hide befand sass seelenruhig die gesuchte Zwergscharbe und liess sich ausgiebig bewundern. Was für eine tolle Bird Race Art!!! Das Licht liess nun allmählich nach und die Zeit war schon weit fortgeschritten. Einstimmig fiel der Entschluss in einen nahegelegenen Wald zu fahren und dort unser Race zu beenden. Nach diesem Effort wurden die letzten Minuten des BirdRace 2022 genossen und zehn Minuten vor dem Ende hatte ein rufender Waldkauz das Schlusswort. Geschafft!!! Mit gesamthaft 127 Arten, Rang 10 in der Overall Wertung und dem deutlichen Sieg in der Region 3 beendeten die Subigerbergpieper das Rennen. Was für ein traumhaftes Ergebnis! Das Problem am Ganzen? Das Ziel der Pieper lautet jeweils am folgenden Race mindestens eine Art mehr zu beobachten. Sie werden also mächtig gefordert sein im nächsten Jahr, nehmen diese Challenge jedoch gerne an. Ganz zuletzt danken die Subigerbergpieper ihren treuen UnterstützerInnen welche dank ihren Spenden einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Biodiversität in der Schweiz ermöglichen. Merci, Adieu und auf Wiedergüx!
© BirdLife Schweiz/Suisse/Svizzera