Wanderfalke © Hans Glader

Vogel des Jahres 2018: Wanderfalke

Der Wanderfalke, Vogel des Jahres 2018 von BirdLife Schweiz, stürzt sich als pfeilschneller Jäger mit atemberaubender Geschwindigkeit auf seine fliegende Beute. Er kommt auf fast allen Kontinenten vor und lebt überall da, wo er genügend Vögel als Nahrung und felsige Nistplätze findet, unter anderem auch in Städten. Neue Bedrohungen wie Vergiftungen, Windanlagen und zunehmende Störungen an Brutplätzen führen zu einem starken Bestandsrückgang.
 

Aus dem Leben des Wanderfalken

 

 

Weltenbummler

Der Wanderfalke hat einen blaugrauen Rücken und eine helle Unterseite mit dunkler Querbänderung. Seine Kopfplatte ist schwarz, und er hat einen schwarzen Bartstreifen. Das Weibchen ist grösser als das Männchen. Jungvögel sind oberseits braun und am Bauch dunkel längsgestreift. Der Wanderfalke hat jeden Kontinent mit Ausnahme der Antarktis erobert. Trotz seiner enormen geografischen Verbreitung gehört er in der Schweiz mit 300 Brutpaaren zu den potenziell gefährdeten Arten.

Pfeilschneller Jäger
Im normalen Flug erreicht der Wanderfalke Geschwindigkeiten von 40 bis 60 km/h. In der Jagd im Flachstoss nähert er sich dem Beutevogel schnell von hinten und nutzt den toten Winkel als Überraschungsmoment. Dabei erreicht er bis zu 100 km/h. Im Stossflug stürzt er sich aus grosser Höhe und spitzem Winkel mit angewinkelten Flügeln auf seine darunter fliegende Beute mit atemberaubenden 300 km/h und tötet seine Beute manchmal schon durch die pure Wucht des Aufpralls. Dennoch sind bloss etwa 7% seiner Angriffe von Erfolg gekrönt.


Wanderfalken zählen zu den schnellsten Tierarten. Bild: Mathias Schäf
   

Felswände als Brutplatz und ausreichend Nahrung
Der Wanderfalke stellt keine grossen Ansprüche an seinen Lebensraum. Er fühlt sich in Gebieten mit hohen Warten, Felswänden als Brutplätze, freiem Luftraum und vielen Vögeln wie Tauben, Möwen, Drosseln als Nahrung wohl. Über 210 Vogelarten können dem Wanderfalken in Europa als Beutetiere zugeordnet werden. Für die Brut scharren die Wanderfalken bloss eine kleine Mulde in den Untergund kleiner Felshöhlen oder -nischen. Teilweise bewohnen sie Nester anderer Felsbrüter, selten Baumnester anderer Greifvögel. Das Weibchen legt ab Mitte März 3-4 rostbraune Eier, welche beide Partner in circa 30 Tagen ausbrüten. 5-7 Wochen bleiben die Jungen im Nest und werden danach noch 3-4 Wochen von den Eltern geführt.


Junge Wanderfalken sind oberseits braun und unterseits längsgestreift. Bild: Mathias Schäf

Neue Bedrohungen

Wanderfalken waren um 1950 in ihrem Bruterfolg durch das Pestizid DDT und der damit einhergehenden Abnahme der Eierschalendicke betroffen. Glücklicherweise konnten sich der Bestand des Wanderfalken nach dem Verbot von DDT in der Landwirtschaft ab 1971 wieder erholen. Dies aber auch nur, weil es gelang, auch die übrigen Gefährdungen wie Abschuss (Taubenzüchter), Aushorstung und Eierdiebstahl (Falkner) durch Bewachung der Nester rund um die Uhr und Aufklärung zu unterbinden. So hatte sich der Bestand bis vor einem Jahrzehnt erfreulich erholt.

Nun gibt es aber neue Gefährdungen: Taubenzüchter präparieren weniger wertvolle Tauben mit Gift, an welchem der Wanderfalke beim Rupfen der Taube stirbt. Windenergieanlagen in der Nähe von Horsten führen zu Schlagopfern. Gegen beides wehrt sich BirdLife Schweiz aktiv und verlangt die Verurteilung der Täter und genügend Abstände von Windanlagen zu Brutgebieten des Wanderfalken. Für städtebewohnende Wanderfalken stellen vor allem Kollisionen mit Glasfassaden oder Stürze in Schornsteine von Jungtieren eine Gefahr dar. Auch dagegen können Massnahmen ergriffen werden, indem weniger spiegelndes Glas oder Glas mit einer Musterung verwendet wird und Kamine mit einem feinen Gitter zugedeckt werden. Der Uhu, sein natürlicher Feind, hat sich zudem in den letzten Jahren gut entwickelt. Wanderfalken brüten nicht in Felswänden mit Uhubruten. Heutzutage genügend ungestörte Felswände zu finden, ist aber mit dem wachsenden Druck durch Erholungssuchende nicht einfach. Somit droht die Art wiederum auf der Roten Liste zu landen.


Ein Wanderfalken-Weibchen, das vergiftet wurde, starb vor laufender Webcam. Bild: Grün Stadt Zürich

Leben im Siedlungsraum

In der Schweiz brütet der Wanderfalke auch an hohen Bauten wie Industrieanlagen oder hohen Bürogebäuden. Durch das Anbringen von Nistkästen an hohen Bauten kann eine Ansiedlung gefördert werden. Von der Anlage von begrünten Dächern und Fassaden und naturnahen Pärken im Zuge des Bauens im Klimawandel, profitieren auch viele Vogelarten, womit auch das Nahrungsangebot für den Wanderfalken steigt.


Grünzonen im Siedlungsraum bieten verschiedenen Vogelarten Lebensraum. Bild: BirdLife Schweiz




Ornis junior über den Wanderfalken

 

Arbeitsdossier zum Wanderfalken

für Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe/Sekundarstufe und für Jugendgruppen. 24 Seiten, A4, farbig, mit Informationen und Arbeitsblättern sowie Anleitungen. Zum Herunterladen (gratis) und selber Ausdrucken. Oder als gedruckte Version (Fr. 8.-)


Das Lösungsheft kann per E-Mail an info@birdlife.ch bestellt werden. Bitte Schule/Jugendgruppe angeben.

 

Powerpoint-Vortrag

zum Wanderfalken, auf CD für PC und Mac, Fr. 15.-