Feldlerche

Vogel des Jahres 2022: Feldlerche

Die Feldlerche ist der Vogel des Jahres 2022 von BirdLife Schweiz. Als Bewohner offener Agrarlandschaften lebt sie seit Jahrhunderten eng mit dem Menschen zusammen. In den letzten Jahrzehnten wird sie durch die fortschreitende Industrialisierung der Landwirtschaft zunehmend ausgerottet. Als Stellvertreter für den Niedergang vieler Arten des Kulturlandes, steht sie für eine dringend nötige Neuausrichtung der Agrarpolitik.

Dokfilm über die Feldlerche
 


 

Porträt

Unscheinbarer Meistersänger
Die Feldlerche ist ein unscheinbarer, brauner Vogel mit einer Länge von etwa 17 cm und einem Gewicht von 30 bis 45 g. Bei ­genauerer Betrachtung ist eine kleine Federhaube erkennbar, die sie vor allem im erregten Zustand aufstellt. Charakteristisch ist ihr Singflug, bei dem die weissen Schwanzkanten und Flügelhinterränder sichtbar werden. Singend steigt sie im Flug oftmals bis über 100 m hoch und ist dann nur noch als kleiner Punkt am Himmel erkennbar. Nach dem Singflug stürzt sie oft wie ein Stein zu Boden und bremst erst kurz vorher ab. Mit dem melodischen Gesang, der früher auf unseren Feldern allgegenwärtig war, grenzen die Männchen ihre Reviere ab. Sie können ihr Trillern ohne Unterbrechung bis zu 5 Minuten lang vortragen.

Diese Feldlerche zeigt ihre kleine Federhaube. Foto: Vincent Legrand

Charakterart des Kulturlandes
Die Feldlerche besiedelt offene Lebensräume in Äckern und ­Wiesen, häufig in einem kleinparzelligen Mosaik unterschiedlicher Kultur. Zu hohen Strukturen wie Bäumen, Hecken oder Gebäuden hält sie bis zu 150 m Abstand. Geeignete Äcker und Wiesen weisen eine ­lückige Vegetation auf, damit die Feldlerche landen und sich ­zwischen den Pflanzenstängeln bzw. Pflanzenreihen bewegen kann. Sie kommt vor allem im Mittelland, in den Hochlagen des Jura und der ­Voralpen, aber auch bis in alpine Lagen vor.



Die Feldlerche hat die kürzeste Nestlingszeit unter den hiesigen Singvögeln. Dennoch werden viele Nester vom Trakor überfahren. Foto: Shutterstock

Typisch Bodenbrüter
Die Feldlerche baut ihr Nest versteckt am Boden und scharrt ­dafür eine kleine Vertiefung, die sie mit Moosen, Gräsern und anderen Materialien auskleidet. Das Weibchen kümmert sich um den Nestbau und das Ausbrüten der Eier, während das Männchen den Nahrungs­erwerb übernimmt. Oft schon im April werden 4 bis 5 Eier gelegt, die im Schnitt 12 Tage ausgebrütet werden. Die Jungen verlassen das Nest bereits nach 7 bis 12 Tagen. Das ist eine der ­kürzesten Nestlingszeiten bei Singvögeln.

Der Allerweltsvogel verstummt
Noch vor wenigen Jahrzehnten war die Feldlerche ein Allerwelts­vogel, deren Bestände aufgrund ihrer Häufigkeit in Äckern und ­Wiesen der Schweiz als unzählbar galten. Mittlerweile gehört sie in der Schweiz zu den gefährdeten Arten der Roten Liste. Ihr Bestand ist in den letzten 30 Jahren dramatisch zurückgegangen. Zwar ist sie noch vergleichsweise weit verbreitet. Die dramatische ­Abnahme der Bestandsdichte zeigt aber deutlich, wie schlecht es um den ­einstigen Allerweltsvogel steht. Die Ursachen liegen in den ­überdüngten und intensiv genutzten Wiesen, die keine Insektennahrung und lückige Strukturen bieten. Sie werden so häufig gemäht, dass der ­Feldlerche keine Zeit bleibt, ihren Brutzyklus abzuschliessen. ­Hauptprobleme im Ackerbau sind der hohe Pestizideinsatz und das damit ­mitverursachte Insektensterben, das ihre Nahrungsgrundlage zerstört sowie die grossen und intensiven Monokulturen, die keinen Platz zwischen den Setzreihen mehr bieten.  



Kein Platz mehr für Feldlerche & Co.: Intensive Landwirtschaft in der Schweiz. Bild: BirdLife Schweiz

Förderung der Feldlerche ist dringend
Um die Feldlerche zu fördern, müssen vor allem die noch ­existierenden Populationen stabilisiert und ausgebaut werden. ­Dafür braucht es mehr qualitativ hochwertige Biodiversitäts­förderflächen und eine Feldlerchen-gerechte Bewirtschaftung der Kulturen. Bunt- und Rotationsbrachen, Ackerschonstreifen und Säume mit ­vielfältiger Ackerbegleitflora verbessern ihre Nahrungsgrundlage und bieten geeignete Brutmöglichkeiten. Auch eine grössere Vielfalt ­verschiedener Kulturen mit breiter Fruchtfolge und extensive ­Wiesen mit mindestens 7 Wochen zwischen zwei Schnittnutzungen sind positiv. Im intensiv genutzten Grünland gibt ein Hochschnitt ab 14 cm der Brut eine Chance. Reduzierte Düngung und der Verzicht auf Pestizide können in Produktionsflächen zusätzlich viel bewirken.

Agrarpolitik ist entscheidend
Zwar gibt es einzelne Projekte in der Schweiz, in denen durch hohe personelle und finanzielle Anstrengungen kleinflächige ­Erfolge beim Schutz und der Förderung der Feldlerche erreicht werden. Auf ­grosser Fläche genügen die Anstrengungen jedoch nicht, um die ­dramatischen Einbrüche der Bestände zu stoppen und den ­negativen Trend umzukehren. Die Agrarpolitik muss sich deutlich ändern und diejenigen Landwirte besser unterstützen, die mit, anstatt ­gegen die Natur wirtschaften. Nur durch die richtigen Anreize einer ­ökologisch ausgerichteten Agrarpolitik lassen sich die ­Feldlerche und die ­Bestände vieler weiterer einstmals häufiger Arten unserer Kulturlandschaften langfristig erhalten.



Brachen sind nur eine von mehreren Massnahmen, die es braucht, um der Feldlerche und der Biodiversität generell zu helfen. Bild: Agrofutura

   


Weitere Informationen


Material

Poster A3

mit Porträt der Feldlerche (D/F) auf der Rückseite. Gratis

 

Powerpoint-Vortrag

zur Feldlerche, auf CD für PC und Mac, Fr. 15.- (Download gratis)

 
Dossier

Schuldossier

zur Feldlerche, 28 Seiten, Fr. 8.- (Download gratis)