Medienmitteilung des Schweizer Vogelschutzes SVS/BirdLife Schweiz vom 19. Dezember 2013
Die Grauammer, Brutvogel des Kulturlands, hat gemäss einer Studie des Schweizer Vogelschutzes SVS/BirdLife Schweiz und mehrerer Partner seit den 1990er-Jahren in der Schweiz um 80% abgenommen. Der SVS/BirdLife Schweiz möchte deshalb die Schutz- und Forderungsprojekte für die Art in Zusammenarbeit mit Landwirten und weiteren Partnern dringend verstärken.
Wissenschafter des Schweizer Vogelschutzes SVS/BirdLife Schweiz und verschiedener Partnerorganisationen haben den Bestand des unscheinbarsten Brutvogels des Landwirtschaftsgebiets überprüft, der Grauammer. Die erschreckenden Resultate wurden in der von der Ala herausgegebenen Fachzeitschrift „Der Ornithologische Beobachter“ publiziert: seit den 1990er-Jahren hat die Grauammer um etwa 80% abgenommen; nur noch rund 100 Paare brüten in der Schweiz.
In den 1990er-Jahren betrug der Bestand noch schätzungsweise 500 Paare, obwohl schon damals die Verbreitung gegenüber den 1970er-Jahren beinahe um die Hälfte geschrumpft war. Die Grauammer ist nur eine von vielen Arten des Landwirtschaftsgebiets, denen es in der Schweiz schlecht ergeht.
Der Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz wird die Schutzprojekte für die Grauammer im Rahmen des Programms „Artenförderung Vögel Schweiz“ gemeinsam mit der Schweizerischen Vogelwarte und mit Unterstützung des Bundesamts für Umwelt verstärken, um ihr Aussterben in der Schweiz zu verhindern. Ein Kernstück der Projekte wird die Anlage einer ausreichenden Zahl von Buntbrachen in Partnerschaft mit Landwirten sein. Buntbrachen sind ökologisch sehr wertvoll, machen aktuell aber weniger als 0.5% der offenen Ackerfläche aus. Zwei Punkte geben Anlass zur Hoffnung, dass die Schutzprojekte von Erfolg gekrönt sein könnten. Erstens konnte die Grauammer in beispielhaften Schutzprojekten lokal gefördert werden. Zweitens ist die Grauammer in Frankreich und Deutschland noch nicht so selten geworden wie in der Schweiz. Es könnten sich also in wieder hergestellten Lebensräumen auch Zuwanderer aus den Nachbarländern niederlassen.
Die Grauammer Emberiza calandraDie Grauammer ist ein unscheinbar grau-brauner, gestreifter Singvogel von etwa 18cm Gesamtlänge. Auffällig an ihr ist höchstens die Stimme: ein metallisches Klirren, das mit Übung auch aus grösserer Distanz erkannt werden kann (Link unten). Ihr Verbreitungsgebiet umfasst den Mittelmeerraum sowie grosse Teile Europas abgesehen von Nordeuropa. Eine eigene Unterart besiedelt ein kleineres, separates Verbreitungsgebiet in Zentralasien. Die Grauammer bewohnt offene Lebensräume, in der Schweiz extensiv bewirtschaftetes, artenreiches Grünland und strukturreiche Ackerbaugebiete mit qualitativ hochwertigen Biodiversitätsförderflächen. Die meiste Zeit des Jahres ernährt sich die Grauammer von Körnern, zur Brutzeit ist sie aber auf wirbellose Tiere, insbesondere Insekten, angewiesen. Ihr Bestandsrückgang steht in ursächlichem Zusammenhang mit der Intensivierung und Industrialisierung der Landwirtschaft. |
BirdLife SchweizDer Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz setzt sich seit Jahrzehnten für den Erhalt der Biodiversität und insbesondere der Vogelwelt unseres Landes ein. Der Dachverband vereint über 63‘000 Mitglieder aus allen Kantonen und 450 lokalen Sektionen. Der SVS/BirdLife Schweiz betreibt die beiden Naturschutzzentren La Sauge beim Schutzgebiet Fanel am Neuenburgersee (VD) und Neeracherried im Kanton Zürich. Ala, Schweizerische Gesellschaft für Vogelkunde und Vogelschutz„Ala“ heisst lateinisch Flügel und ist der Name der Schweizerischen Gesellschaft für Vogelkunde und Vogelschutz, die zurzeit 1'300 Mitglieder zählt. Die Ala gibt die wissenschaftliche Zeitschrift „Der Ornithologische Beobachter“ heraus. Ferner bietet sie Ausbildungskurse, Exkursionen und Tagungen an und leistet Pionierarbeit in 16 grösseren Schutzgebieten in der Schweiz. Weitere Infos unter www.ala-schweiz.ch |
Weiterführende Infos
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"Bestand der Grauammer Emberiza calandra in der Schweiz 2009–2011 und Schwerpunktgebiete für ihre Förderung". Ornithologischer Beobachter 110/4, 465-474, Dezember 2013. PDF, 2MB
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Grauammer im Programm "Artenförderung Vögel Schweiz": www.artenfoerderung-voegel.ch/grauammer
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Grauammer-Gesang (© Mathias Ritschard) MP3-File
Pressebilder
Grauammer
Foto: Michael Gerber Das Bild darf nur im Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung und unter korrekter Angabe der Quelle verwendet werden. |
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Weitere Informationen
Dr. Raffael Ayé, Programmleiter Artenförderung, Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz, 076 308 66 84