Zungenbrecher ist nun in aller Munde: Erfolgreiche Biodiversitätskampagne des Schweizer Vogelschutzes

Medienmitteilung des Schweizer Vogelschutzes SVS/BirdLife Schweiz vom 21. November 2009

Die Delegierten des Schweizer Vogelschutzes SVS/BirdLife Schweiz haben eine positive Bilanz der bisherigen Kampagne „Biodiversität – Vielfalt ist Reichtum“ gezogen. Gemäss SVS-Präsident Ruedi Aeschbacher sind alle drei Ziele, die sich der Naturschutzverband beim Start der Kampagne gesetzt hatte, erreicht worden: Der Zungenbrecher Biodiversität ist nun in aller Leute Munde, der Bund arbeitet an der Biodiversitätsstrategie und die SVS-Sektionen haben bereits hunderte praktischer Taten für die biologische Vielfalt in den Gemeinden umgesetzt. Im Internationalen Jahr der Biodiversität bilden die Tage der Artenvielfalt im Juni den Höhepunkt der SVS-Kampagne.

An der SVS-Versammlung in Sursee (LU) fasste Verbandspräsident und Nationalrat Aeschbacher die bisherigen Bemühungen des SVS um die Biodiversität sowie die Erfolge zusammen. Die Biodiversitätskonvention wurde 1992 abgeschlossen, in der EU ist die Biodiversität seit spätestens 1998 ein Thema auf höchster Ebene, doch die Schweiz liess sich Zeit. 2004 lancierte das Forum Biodiversität Schweiz eine umfassende Analyse der biologischen Vielfalt, doch der Bund war noch nicht bereit zu handeln. Deshalb startete der Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz seine Fünfjahreskampagne „Biodiversität - Vielfalt ist Reichtum“. Anlässlich der Delegiertenversammlung des SVS vom 21. November 2009 in Sursee zog der Naturschutzverband eine Zwischenbilanz. SVS-Präsident und Nationalrat Ruedi Aeschbacher brachte es auf den Punkt „Zu einer Zeit, als weder Biodiversität noch Naturschutz in der Politik eine grosse Rolle spielten, hat es der Schweizer Vogelschutz gewagt, das Thema aufzunehmen. Dies obwohl uns viele Kommunikationsfachleute davon abgeraten haben, den Zungenbrecher „Biodiversität“ zum Kampagnenthema zu machen. Der Erfolg hat uns unterdessen Recht gegeben.“

2005 hatte in einer gfs-Studie nicht einmal die Hälfte der Umweltsensibilisierten, und das war damals weniger als ein Viertel der Bevölkerung, den Begriff der Biodiversität zur Kenntnis genommen. Heute kennen ihn vier Mal mehr Leute, genau 48%, der gesamten Bevölkerung. Dies ist das Ergebnis der soeben veröffentlichten gfs-Vergleichsstudie von diesem Herbst. Dass die Biodiversität in der Alltagswahrnehmung angekommen ist, ist auch der SVS-Kampagne zu verdanken. Damit hat der SVS das erste Ziel seiner vierjährigen Bemühungen erreicht: die Biodiversität in der Bevölkerung zu verankern.

Zum zweiten Ziel setzte sich der  SVS, dass unser Land endlich die überfällige Biodiversitätsstrategie erarbeite. 2006 weigerte sich der  Bundesrat noch, einen entsprechenden Vorstoss von Nationalrat Kurt Fluri zu unterstützen. Stetige Aufklärungsarbeit durch den SVS im Parlament, der Aufbau der Parlamentarischen Gruppe „Biodiversität und Artenschutz“ mit Hilfe des SVS  und Medienarbeit wendeten das Blatt. Im September 2008 beauftragten die eidgenössischen Räte den Bundesrat, die Biodiversitätsstrategie umgehend zu erarbeiten. Die Arbeiten an der Strategie unter Federführung des BAFU kommen nun zügig voran.

Doch der SVS/BirdLife Schweiz  will nicht nur die Anliegen der Biodiversität in den Köpfen verankern und möglichst rasch die Biodiversitätsstrategie des Bundes umgesetzt sehen. Vielmehr trägt er selber zum Schutz der biologischen Vielfalt bei. Mit seinen rund 500 lokalen Sektionen, den Naturschutzvereinen in den Gemeinden, seinen Kantonalverbänden und Landesorganisationen ist er dazu besonders geeignet. Der praktische Tatbeweis ist das dritte Ziel der SVS-Biodiversitätskampagne. So entstanden dank der Arbeit aller SVS-Ebenen Hunderte von Kleinstrukturen. Mehrere Tausend Hochstammobstbäume sowie rund 10 km Hecken wurden gesetzt. In über 700 Schutzgebieten werden regelmässig Pflegearbeiten ausgeführt. Zudem laufen Artenförderungsprogramme für zahlreiche Vogel-, Amphibien- und Pflanzenarten. Der SVS selber ist in 16 Artenförderungsprogrammen aktiv. Besonders erfolgreich sind jene für die gefährdeten Arten Steinkauz und Mittelspecht. Ebenso engagiert er sich für mehr Biodiversität im Wald, im Kulturland und im Siedlungsraum.

Auch wenn die Zwischenbilanz der Delegiertenversammlung sehr positiv ist, geht die SVS-Biodiversitätskampagne weiter und findet ihren Höhepunkt im Internationalen Jahr der Biodiversität 2010. „Die Erfolge müssen jetzt abgesichert werden; vor allem müssen wir dafür sorgen, dass die Biodiversitätsstrategie die Vielfalt der Lebensräume, der Arten und der Gene wirklich schützt“, mahnt SVS-Geschäftsführer Werner Müller. Dazu hat der SVS bereits diesen Herbst die erste umfassende Broschüre über die Biodiversität für Entscheidungsträger und die ganze Bevölkerung herausgegeben. 2010 stehen beim SVS die „Tage der Artenvielfalt – Biodiversität erleben, erforschen, erhalten“, organisiert vom SVS/BirdLife Schweiz, Naturama Aargau und Forum Biodiversität und mit Unterstützung des BAFU, im Vordergrund.