Sennen und Hirten helfen Wachtelkönig im Berner Oberland: Erfolgreiche Zusammenarbeit Vogelschutz – Landwirtschaft

Medienmitteilung des Schweizer Vogelschutzes SVS/BirdLife Schweiz vom 6. Juli 2009

Aus der Region Thunersee kann der Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz gleich zwei Erfolge vermelden: Erstens sind seit Anfang Juni wieder die Rufe des sehr seltenen Wachtelkönigs zu hören. Und zweitens hat sich der Alpbewirtschafter bereit erklärt, eine kleine Fläche für den Wachtelkönig auszuzäunen, um die Brut zu schützen. Durch diese erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Vogelschutz und Alpbewirtschafter hat diese selten gewordene Vogelart wieder eine Chance, ihre Jungen aufzuziehen. Der SVS ist an weiteren Meldungen über rufende Wachtelkönige interessiert.

Dass heute wieder vermehrt der markante nächtliche Ruf der Wachtelkönige zu hören ist, ist nicht selbstverständlich, denn in den vergangenen Jahrzehnten litt diese heimliche Vogelart unter der stetigen Intensivierung der Landwirtschaft. Durch die immer stärkere Düngung und die vermehrte Mechanisierung der Landwirtschaft konnte in immer schnellerer Abfolge gemäht werden – mit fatalen Folgen für Wiesenbrüter wie den Wachtelkönig! Denn der Wachtelkönig benötigt ab Juni mindestens zwei Monate für eine erfolgreiche Brut. Wird vorher gemäht oder beweidet, so wird im schlimmsten Fall die ganze Wachtelkönigfamilie getötet.
Darum werden seit 1996 im Rahmen des Artenförderungsprogramms Wachtelkönig des Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz gezielte Massnahmen zur Sicherung von Bruten umgesetzt. Kernstück sind Vereinbarungen mit den bewirtschaftenden Landwirten, um dort einen Mahdaufschub oder eine Auszäunung zu erreichen, wo Wachtelkönige rufen. Nur wenn später als heute üblich gemäht oder beweidet wird,  kann der Wachtelkönig überhaupt noch brüten. Die Landwirte und Alpbewirtschafter werden für diese Leistung zugunsten des Wachtelkönigs von den Kantonen finanziell entschädigt.
Der Schweizer Vogelschutz SVS dankt den Bewirtschaftern an dieser Stelle ganz herzlich für das spätere Beweiden. Viel Unterstützung erhält der SVS ebenfalls von zahlreichen Helferinnen und Helfern, die meist ehrenamtlich nächtelang nach rufenden Wachtelkönigen suchen und die Alpbewirtschafter über diese seltene Vogelart informieren. Auch ihnen einen herzlichen Dank.

Erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Vogelschutz und Landwirtschaft
Dank der gezielten Artenförderung konnten in den vergangenen Jahren einige Wachtelkönig-Bruten gesichert werden. Heute sind die Massnahmen Teil des Programms «Artenförderung Vögel Schweiz» des Schweizer Vogelschutzes SVS/BirdLife Schweiz und der Schweizerischen Vogelwarte Sempach, mit Unterstützung durch das Bundesamt für Umwelt BAFU und im Kanton Bern der Fachstelle für Naturschutz (Naturschutzinspektorat). Nur dank dem guten Zusammenspiel von Vogelschutz, Bauernfamilien, landwirtschaftlichen Beratern, Rangern, Wildhütern und Jagdaufsehern können die gezielten Fördermassnahmen wirksam umgesetzt werden.
Die Mitarbeit von zahlreichen Freiwilligen ermöglicht zudem eine Überwachung von möglichen geeigneten Brutgebieten des Wachtelkönigs. Trotz dieser Unterstützung von zahlreichen Vogelbeobachtern und Naturschützerinnen ist der Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz weiterhin auf Meldung von Wachtelkönig-Beobachtungen angewiesen. Auch eine finanzielle Unterstützung zugunsten des Projekts ist jederzeit herzlich willkommen (www.birdlife.ch/wachtelkoenig).