Bauern helfen Wachtelkönig in Graubünden: Erfolgreiche Zusammenarbeit Vogelschutz – Landwirtschaft

Medienmitteilung des Schweizer Vogelschutzes SVS/BirdLife Schweiz vom 1. Juli 2009

Aus dem Unterengadin und der Surselva kann der Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz gleich zwei Erfolge vermelden: Erstens sind seit Anfang Juni wieder die Rufe des sehr seltenen Wachtelkönigs zu hören. Und zweitens haben sich Bauern aus Ardez, Tschlin und Sedrun bereit erklärt, wegen dem Wachtelkönig erst Mitte August zu mähen. Durch diese erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Vogelschutz und Landwirten hat diese Vogelart wieder eine Chance, ihre Jungen aufzuziehen. Der SVS ist an weiteren Meldungen über rufende Wachtelkönige in Graubünden interessiert.
 
Dass heute wieder vermehrt der markante nächtliche Ruf der Wachtelkönige zu hören ist, ist nicht selbstverständlich, denn in den vergangenen Jahrzehnten litt diese heimliche Vogelart unter der stetigen Intensivierung der Landwirtschaft. Durch die immer stärkere Düngung und die stärkere Mechanisierung der Landwirtschaft konnte in immer schnellerer Abfolge gemäht werden – mit fatalen Folgen für Wiesenbrüter wie den Wachtelkönig! Denn der Wachtelkönig benötigt ab Juni mindestens zwei Monate für eine erfolgreiche Brut. Wird vorher gemäht, so wird im schlimmsten Fall die ganze Wachtelkönigfamilie getötet.
Darum werden seit 1996 im Rahmen des Artenförderungsprogramms Wachtelkönig des Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz gezielte Massnahmen zur Sicherung von Bruten umgesetzt. Kernstück sind Vereinbarungen mit den bewirtschaftenden Landwirten, um dort einen Mahdaufschub zu erreichen, wo Wachtelkönige rufen. Nur wenn der Schnittzeitpunkt später als heute üblich angesetzt wird, ist das Brüten für den Wachtelkönig überhaupt noch möglich. Für diese Leistung zugunsten des Wachtelkönigs werden die Landwirte von den Kantonen finanziell entschädigt.
In Ardez und Tschlin machen dieses Jahr folgende Bewirtschafter am Artenförderungsprogramm für den Wachtelkönig mit: Fadri Stricker, Armon Tönett, Men Janett, Gusti Koller, Men Notegen, Gian-Andri Rainolter und Men Janett-Marugg. Sie stimmten einem Mahdaufschub für zwei Wachtelkönige zu. Informationstafeln an den Wegrändern geben Auskunft über das Projekt. Der Schweizer Vogelschutz SVS dankt den Bewirtschaftern an dieser Stelle ganz herzlich für den Mahdaufschub, sowie Angelika Abderhalden-Raba, Jon P. Janett, Maria Morell, Familie Mengiardi und Familie Caviezel, die uns bei dem Wachtelkönigprogramm vor Ort unterstützen.

Ein weiterer Wachtelkönig hält sich im Vorderrheintal in einer Wiese in Sedrun auf. Auch dort hat der Rufer die Möglichkeit zu brüten. Dies dank dem Entgegenkommen von Bewirtschafter Sep-Andriu Monn, der durch Jagdaufseher Gabriel Monn über diesen seltenen Vogel informiert wurde. Auch ihnen einen herzlichen Dank.

Erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Vogelschutz und Landwirtschaft
Dank der gezielten Artenförderung konnten in den vergangenen Jahren einige Wachtelkönig-Bruten gesichert werden. Heute sind die Massnahmen Teil des Programms «Artenförderung Vögel Schweiz» des Schweizer Vogelschutzes SVS/BirdLife Schweiz und der Schweizerischen Vogelwarte Sempach, mit Unterstützung durch das Bundesamt für Umwelt BAFU. Im Kanton Graubünden wird das Projekt durch das Amt für Jagd und Fischerei, das Amt für Natur und Umwelt und das Amt für Landwirtschaft und Geoinformation unterstützt. Nur dank dem guten Zusammenspiel von Vogelschutz, Bauernfamilien, landwirtschaftlichen Beratern, Wildhütern und Jagdaufsehern können die gezielten Fördermassnahmen wirksam umgesetzt werden.
Die Mitarbeit von zahlreichen Freiwilligen ermöglicht zudem eine Überwachung von möglichen geeigneten Brutgebieten des Wachtelkönigs. Trotz dieser Unterstützung von zahlreichen Vogelbeobachtern und Naturschützerinnen ist der Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz weiterhin auf Meldung von Wachtelkönig-Beobachtungen angewiesen. Auch eine finanzielle Unterstützung zugunsten des Projekts ist jederzeit herzlich willkommen (www.birdlife.ch/wachtelkoenig).