Neue Studie: Globale Klimaerwärmung bedroht Vögel, besondere Gefährdung im Alpenraum

 

Medienmitteilung des Schweizer Vogelschutzes SVS/BirdLife Schweiz vom 4. März 2009

Die Klimaerwärmung hat bereits jetzt Auswirkungen auf die europäischen Vogelarten, mehrheitlich negative. Zu diesem Schluss kommt eine neue europäische Studie. Gemäss dieser Studie gibt es in der Vogelwelt dreimal mehr Verlierer als Gewinner, wie BirdLife International mitteilt. Im Alpenland Schweiz besteht zudem eine spezielle Gefährdung von Gebirgsarten wie etwa dem Alpenschneehuhn.
 
Untersucht wurden in der Studie unter britischer Leitung 122 der insgesamt 526 in Europa brütenden Vogelarten. Gemäss Berechnung werden 30 der untersuchten Arten zu den Gewinnern zählen, da sie ihren Lebensraum aufgrund der Erwärmung ausweiten können. Distelfink, Pirol oder die Türkentaube gehören dazu. Die Grosszahl der Vogelarten aber (92) hat durch das wärmere Klima Nachteile. Ihre Verbreitung dürfte deshalb schrumpfen. Auf der Verliererseite stehen beispielsweise der Tannenhäher oder die Weidenmeise. Damit dürfte auch die Biodiversität, also die genetische Vielfalt, die Vielfalt der Arten und die Vielfalt der Lebensräume noch stärker abnehmen.

Das Team von europäischen Wissenschafterinnen und Wissenschaftern um Richard Gregory von der Universität Durham hat mit dem sogenannten Klimawandel-Indikator einen neuen Massstab entwickelt. Dieser Klimawandel-Indikator lässt gemäss dem Forschungsteam direkte Schlüsse über den Zustand der Biodiversität zu. Die heutigen Lebensräume der Vögel dürften sich gemäss den Berechnungen bis im Jahr 2090 um rund 550 Kilometer nach Norden und Osten verschieben.

Der neue Massstab beruht auf der Kombination von Klimamodellen und beobachteten Trends der Brutbestände europäischer Vögel der letzten 26 Jahre. Projektleiter Gregory betonte, dass hier die regelmässigen Vogelzählungen von freiwilligen, qualifizierten Feldornithologinnen und –ornithologen eine zentrale Rolle spielen.

Spezielle Situation in der Schweiz

Die Verfasser der Studie fordern sofortige Massnahmen gegen die Klimaerwärmung. Sonst sei die Biodiversität ernsthaft bedroht, zahlreiche Vogelarten Europas könnten verschwinden. Der Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz setzt sich seit Jahren praktisch und politisch für die Artenvielfalt ein, unter anderem mit der Kampagne „Biodiversität – Vielfalt ist Reichtum“. Er fordert, dass die Biodiversitätsstrategie der Schweiz, die zur Zeit ausgearbeitet wird, die Auswirkungen des Klimawandels aufnimmt.

Im Alpenland Schweiz besteht ausserdem eine besondere Gefährdung von Gebirgsarten wie zum Beispiel dem Alpenschneehuhn. Wenn die Temperatur steigt, steigt auch die Nullgradgrenze. Die alpinen Lebensräume werden nach oben verschoben und dadurch immer kleiner. Wenn es beim Treibhauseffekt und der Klimaerwärmung nicht bald eine klare Trendwende gibt, könnte beispielsweise das Alpenschneehuhn in einigen Jahrzehnten endgültig aus unserer (Berg)Welt verschwunden sein.

 


Weiterführende Informationen finden Sie in der neusten Medienmitteilung von BirdLife International:

75% of common European birds at risk from climate change

Cambridge, 4 March 2009: Climate change is already having a detectable impact on birds across Europe. This is the message from a group of scientists who have created the world’s first indicator of the impacts of climate change on wildlife at a continental scale. >>>