Von Teamplayern und Farbsignalen im Wald: Beobachtungstipps im Februar

Flechten – uralte Teamplayer

animal-1997975_1920.jpgIm Winterwald gibt es kaum ein pulsierende Waldleben, das all unsere Sinne fesselt. So können wir uns bestens auf das unscheinbare Dasein faszinierender Lebensgemeinschaften einlassen: die Welt der Flechten. In der Schweiz sind rund 1700 verschiedene Flechtenarten bekannt, die überall wachsen, wo keine Gefässpflanzen mehr Fuss fassen können. Etwa die Hälfte der Arten besiedelt Felsen, Gesteine und Totholz; die andere Hälfte finden wir auf lebenden Bäumen oder auf der Erde. Ihre Fähigkeit, in Extremlebensräumen zu überdauern, verdanken Flechten der perfekten Teamarbeit von Pilz und Alge bzw. Cyanobakterien. Der Pilz bestimmt hauptsächlich das Aussehen der Flechte und bietet Schutz, Wasser und Nährstoffe, während die Algen oder die Cyanobakterien Photosynthese betreiben. In dieser Lebensgemeinschaft können Flechten bis weit über tausend Jahre alt werden. So sind in unseren Wäldern uralte Baumriesen für die enorm langsam wachsenden Flechten besonders wertvoll. Die oben abgebildete, extrem seltene Stäbchenflechte (Bactrospora dryina) besiedelt nur alte Eichenstämme, die etwas schief stehen. Hier bildet sie grosse, weisse Überzüge auf der regenabgewandten Seite. (Bild: Christoph Scheidegger)

Lungenkraut mit Farbsignal

pulmonaria_obscura_albert_krebs.jpgIn eher feuchten Wäldern findet man unter den meist weiss und gelb blühenden Frühblühern auch die violett-blauen Farbtupfer des Lungenkrauts (Pulmonaria sp.). Die frischen Blüten sind zuerst rötlich und wechseln innerhalb von wenigen Tagen ihre Farbe über violett zu blau. Der Grund liegt in den Anthocyanen, Pflanzenfarbstoffen, die je nach pH-Wert die Farbe wechseln: von Rot bei saurem Milieu bis Blau bei basischem. Der Milieuwechsel geht einher mit der Bestäubung: Frische, rote Blüten locken mit Nektar Insekten an; bereits bestäubte Blüten stellen ihre Nektarproduktion ein und ändern ihre Farbe. So werden die Insekten effizient zu den richtigen Blüten geleitet. (Bild: Albert Krebs)
 


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