Käfer

Auf ein Wort mit … unserer Präsidentin Suzanne Oberer

«Aufgeben ist keine Option»

Seit rund 40 Jahren engagiert sich Suzanne Oberer an verschiedenen Stellen und in unterschiedlichen Organisationen für die Natur; die letzten drei Jahrzehnte in der BirdLife-Familie. Seit November 2014 ist sie die Präsidentin von BirdLife Schweiz.

PorträtWann haben Sie die Liebe zur Natur entdeckt?
Es waren die sonntäglichen Spaziergänge mit der Familie. In den 60er Jahren streifte ich durch eine artenreiche Natur. Ich erinnere mich an die Blumenwiesen und das Gefühl von Geborgenheit. Damals sah ich noch keine Zusammenhänge, es ging mir nicht um einzelne Arten, noch um Lebenszyklen. Ich fühlte mich einfach wohl und habe erkannt, dass dieses Gefühl mit dem Erleben der Natur zusammenhängt. Wenn zum Beispiel früh im Jahr der Gingster blühte, dann war das eine tiefe Freude. Die Gerüche, die Farben, die Klänge der Natur – sie sind unauslöschlich mit einem Wohlgefühl in mir verankert.

Und heute?
Wenn ich heute auf eine Wiese schaue, dann sehe ich die vielen einzelnen Pflanzen- und Tierarten. Ich erkenne, wie alles voneinander abhängig ist und dass es gilt, jedes einzelne Individuum in so einem Lebensraum zu schützen. Sie alle spielen eine wichtige Rolle, jedes einzelne Wesen wird gebraucht! Und dann frage ich mich, was geschehen würde, wenn wir aufgeben – wenn ich aufgeben würde, weil mir eine Herausforderung zu gross oder das Grosse Ganze zu schwer erscheint – und dann weiss ich einfach, dass das nicht geschehen darf. Unsere Zivilisation hat sich von der Natur entfernt – ich sehe es als meine Aufgabe an, hier immer wieder aufs Neue Gegensteuer zu geben.

Was wünschen Sie sich zum Geburtstag von BirdLife Schweiz?
Eine wichtige Kraftquelle für die Arbeit im Naturschutz ist die Gemeinschaft mit Gleichgesinnten. Ich erlebe immer wieder, wie in der Politik, in Verwaltungen oder Verbänden Menschen sind, die an der gleichen Sache arbeiten. Ganz besonders spürbar ist das natürlich, wenn ich bei Anlässen von BirdLife Sektionen eingeladen bin. Hier fliesst das gleiche Herzblut. In dieser Gemeinschaft liegt eine grosse Kraft – sie stärkt jeden Beteiligten und sie stärkt den Geist, der uns allen hilft, dranzubleiben.
Ich wünsche mir, dass es uns gerade im Jubiläumsjahr gelingt, mit diesem inneren Feuer weitere Funken zu entzünden. Dass die Menschen in der breiten Gesellschaft auf unser dringend notwendiges Engagement aufmerksam werden. Dass wir mit unseren 100 Naturjuwelen oder der Wanderausstellung Faszination wecken und wir so viele weitere Menschen für die Natur begeistern. Jeder kann einen Beitrag leisten – gemeinsam ist es zu schaffen!

Ann Walter