Ökologische Infrastruktur

BirdLife-Kampagne Ökologische Infrastruktur

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Ziele der Ö. I.
Bestandteile und Ebenen
Das können Sektionen tun
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Die Ökologische Infrastruktur ist das Thema der BirdLife-Kampagne von 2020 bis 2024. BirdLife Schweiz möchte auf allen Ebenen mithelfen, dass dieses wichtige Netzwerk für die Biodiversität baldmöglichst aufgebaut wird.

Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten der Schweiz stehen heute auf der Roten Liste, viele Lebensräume sind auf einen Bruchteil ihrer ursprünglichen Verbreitung geschrumpft: Die Schweiz braucht dringend ein Lebensnetz für die Biodiversität. Dieses Lebensnetz, die Ökologische Infrastruktur, ist ein landesweiter Verbund von Flächen, welche für die Biodiversität wichtig sind. Das Netzwerk umfasst für verschiedene Ebenen der Biodiversität ökologisch wertvolle und wirksam gesicherte Kerngebiete (Schutzgebiete). Diese müssen von ausreichender Quantität und Qualität sein und so im Raum verteilt liegen, dass sie von den entsprechenden Zielarten genutzt werden können.

BirdLife Schweiz, seine Kantonalverbände und lokalen Sektionen engagieren sich von der Gemeinde bis zum Bund dafür, dass die Ökologische Infrastruktur umgesetzt wird. Ein Beispiel ist das Projekt "100 Naturjuwelen", bei dem die Sektionen mindestens 100 Projekte in der ganzen Schweiz planen.

Darum braucht es das Lebensnetz
Weniger als 10% der Schweizer Landesfläche stehen unter Schutz. Damit ist die Schweiz das Schlusslicht in Europa. Der Handlungsbedarf ist riesig. Genauso wie es im Verkehr, bei der Bildung oder bei der Energie eine bestimmte Infrastruktur braucht, braucht es auch bei der Natur ein ausreichendes Mass an naturnahen Flächen, die miteinander verbunden sind, damit Tiere und Pflanzen überleben können. Um die Biodiversität langfristig und wirksam zu erhalten, sollten ca. 30 % der Fläche gesichert werden. Zu diesem Ergebnis kommt die Schweizerische Wissenschaft (Forum Biodiversität) ebenso wie die internationale Biodiversitätskonvention mit den Aichi-Zielen und die EU mit ihrer Biodiversitätsstrategie 2030.

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Entscheidend für eine wirksame Ökologische Infrastruktur sind nicht allein viele kleine, sondern auch mehr grosse Kerngebiete (grün). Der Austausch zwischen den Kerngebieten muss für die Populationen der verschiedenen Arten gewährleistet sein. Dies kann z. B. durch naturnah bewirtschaftete und ökologisch wertvolle Flächen (orange umrandet) und Trittstein-Elemente (Fünfecke) ermöglicht werden, die den Ansprüchen von Zielarten gerecht werden. Entscheidend ist, dass auch der Rest der Landschaft möglichst biodiversitätsverträglich bewirtschaftet wird. Zusätzliche, spezifische Artenförderungsmassnahmen (rote Sterne) sind sowohl auf den Flächen der Ökologischen Infrastruktur (grün und orange umrandet) als auch ausserhalb nötig.
  


Erklärfilm und FAQ

 

 

Möchten Sie sich rasch ein Bild über die wichtigsten Aspekte machen? Lesen Sie die

 FAQ zur Ökologischen Infrastruktur 

 


Ziele der Ökologischen Infrastruktur

Die Ökologische Infrastruktur ist ein zentrales Element des Schutzes der Biodiversität. Der Bundesrat hat deren Umsetzung mit der Strategie Biodiversität Schweiz 2012 beschlossen.  
 

Ziele

Die Ökologische Infrastruktur soll:

  • zusammen mit einer naturnahen Nutzung der ganzen Landesfläche und der Artenförderung für die langfristige Erhaltung und Förderung der biologischen Vielfalt sorgen.
  • in allen Regionen die Sicherung der prioritären und gefährdeten Lebensräume und Arten in überlebensfähigen Beständen gewährleisten.
  • den Entwicklungs- und Mobilitätsansprüchen der einheimischen Arten Rechnung tragen
  • langfristig die Funktions- und Erneuerungsfähigkeit der Lebensräume sichern, auch unter sich verändernden Bedingungen wie beispielsweise dem Klimawandel.
  • mit den grenznahen Schutzgebieten und ökologischen Korridoren im benachbarten Ausland verbunden sein.



Sie soll vollumfänglich und verbindlich in die raumplanerischen Instrumente integriert und sektorübergreifend umgesetzt werden. Das Netzwerk wird auf nationaler, kantonaler und lokaler Ebene geplant und umgesetzt. Die Ökologische Infrastruktur hat den Erhalt und die Förderung der Biodiversität zu gewährleisten und trägt dadurch auch zur Sicherung wichtiger Leistungen der Ökosysteme für Gesellschaft und Wirtschaft und zur Förderung der Landschaftsqualität bei.
 


Bestandteile der Ökologischen Infrastruktur

Die Ökologische Infrastruktur ist ein landesweites, zusammenhängendes Netz von Flächen, die für die Biodiversität wichtig sind. Das Netzwerk setzt sich aus einem Verbund von Ebenen und Teil-Ebenen (oder Gilden) zusammen, die sich auf die Lebensraum-Ansprüche von Arten von nationaler Priorität, auf Lebensgemeinschaften und Ökosysteme abstützen. Sie umfasst nach einheitlichen Kriterien ausgewiesene, ökologisch und räumlich repräsentative Kerngebiete (Schutzgebiete), die wirksam miteinander vernetzt sind. Die Kerngebiete sind von ausreichender Quantität und Qualität und sind so im Raum verteilt, dass sie von den entsprechenden Arten genutzt werden können.

Das Schweizer Standardwerk «Lebensräume der Schweiz» von Delarze et al. (2015) unterscheidet 225 Lebensraumtypen. InfoSpecies – die Dachorganisation der nationalen Daten- und Informationszentren und der Koordinationsstellen Artenförderung – hat ähnliche Lebensraumtypen in 26 Gilden zusammengefasst und als Datengrundlage für die Planung analysiert. Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) spricht von mindestens vier Teilebenen, in welchen die InfoSpecies-Gilden gebündelt sind: Feuchtlebensräume, Trockenlebensräume, Mosaikartige Lebensräume und Landschaftsverbindungen. BirdLife Schweiz wiederum arbeitet mit 7 Ebenen für die Ökologische Infrastruktur; diese Vereinfachung erlaubt einen raschen Überblick über die Lebensraumtypen der Ökologischen Infrastruktur.

Ebenen des Lebensnetzes:
 

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Laden Sie die Informationen in Form von Merkblättern herunter:

 Merkblätter «Die Ebenen der Ö. I.» (PDF) 

 


Sicherung der Ökologischen Infrastruktur

Die Fachgruppe Ökologische Infrastruktur hat in einem Positionspapier aufgezeigt, welche raumplanerischen Instrumente und welches Vorgehen zweckmässig wären, um die verbindliche und langfristige Sicherung der Ökologischen Infrastruktur zu gewährleisten:

  • Verbindliche Sicherung der Kerngebiete (IST-Zustand)
    Die Kerngebiete bilden die Basis der Ökologischen Infrastruktur. Dabei handelt es sich um ökologisch wertvolle Flächen, die für prioritäre Arten und/oder Lebensräume wichtig sind. Zahlreiche solcher schutzwürdiger Flächen sind jedoch noch nicht als Schutzgebiete in Inventaren gesichert. Ein neues Bundesinventar wäre deshalb ein geeignetes Instrument für die Sicherung bisher nicht gesicherter schutzwürdiger Flächen als zusätzliche Kerngebiete.
     
  • Verbindliche Sicherung der zusätzlich notwendigen Kerngebiete (SOLL-Zustand)
    Die verbliebenen Kerngebiete sind in ihrer Grösse und Qualität nicht ausreichend, um die Biodiversität in der Schweiz langfristig zu sichern. Aus diesem Grund bedarf es einer Erweiterung der heutigen Kerngebietsflächen, die sich nach den Ansprüchen der Lebensräume und deren Arten richtet. Hierfür erachtet die Fachgruppe Ökologische Infrastruktur ein Konzept des Bundes nach Art. 13 RPG und darauffolgend die kantonalen Richtpläne als geeignetstes Instrument.
     
  • Verbindliche Sicherung der Vernetzung (NETZ)
    Für die Vernetzung der Kerngebiete braucht es zusätzliche Vernetzungsgebiete, die klar definiert sind und die Durchlässigkeit der Landschaft für die Arten gewährleisten. Ein geeignetes Instrument für die Erreichung einer funktionierenden Ökologischen Infrastruktur wäre ein Sachplan des Bundes nach Art. 13 RPG und die kantonalen Richtpläne.

 


So können Sektionen den Aufbau des Lebensnetzes unterstützen

Bitte klicken Sie die einzelnen Unterpunkte an für mehr Informationen und Materialien:

Die Information einer breiten Öffentlichkeit über die Vielfalt und die Bedeutung der Biodiversität und deren Förderung ist essenziell für den Aufbau des Lebensnetzes für die Schweiz. Möglichkeiten, die Ökologische Infrastruktur bekannt zu machen, gibt es viele, hier einige Beispiele:


Vielleicht pflegt Ihre Sektion bereits ein Schutzgebiet oder Biotop? Die Pflege und Aufwertung von wertvollen Lebensräumen ist ein wichtiger Bestandteil beim Aufbau der Ökologischen Infrastruktur. Die Qualität der bestehenden Lebensräume muss erhalten bzw. leider in vielen Fällen erst wiederhergestellt werden. Dafür sind viele helfende Hände nötig, Ihre Unterstützung hierbei ist von grösster Bedeutung.


Zusätzliche Flächen müssen für die Biodiversität rechtlich verbindlich geschützt werden. Voraussetzung dafür ist, dass die Naturwerte in der Gemeinde bekannt sind:

  • Fragen Sie bei Ihrer Gemeinde doch einmal nach, ob bereits ein aktuelles Inventar an geschützten und schützenswerten Lebensräumen existiert. Ein solches Inventar sollte von einem qualifiziertem Ökobüro durchgeführt werden. Die Sektion kann z.B. in einer Begleitgruppe mitmachen und das Inventar kritisch-konstruktiv begleiten.
  • Zusätzlich zum Inventar an bestehenden Flächen soll auch ein Inventar an möglichen neuen Flächen für die Biodiversität aufgenommen werden.
  • Nach Abschluss der Inventare gilt es, gemeinsam mit der Gemeinde und der kantonalen Naturschutzfachstelle die Inventare als fachliche Basis zum Aufbau der Ökologischen Infrastruktur zu nutzen. Bei den Inventaren sind Lebensräume der verschiedenen Teilebenen zu berücksichtigen.
     

Die Raumplanung auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene spielt eine wichtige Rolle beim Aufbau der Ökologischen Infrastruktur. Die Sicherung der Kerngebiete muss in Richtplänen sowie in Bau- und Nutzungsplänen gesichert sein.

Steht in Ihrer Gemeinde demnächst eine Revision des Bau- und Nutzungsplans an? Sind darin die Naturwerte ihrer Gemeinde und nötige Schutzzonen, z.B. für Hochstammobstgärten, ausreichend berücksichtigt? Bei der Festsetzung der Nutzungsplanungen müssen die Behörden öffentliche und private Interessen beachten. Anliegen für den Schutz der Biodiversität können so den Planungsbehörden vorgetragen werden oder Einspruch gegen mit dem Naturschutz unvereinbare Planungen angemeldet werden. Weitere Informationen zur Beteiligung an Planungsprozessen wird BirdLife Schweiz erarbeiten.
  


Materialien


Links

Weiterführende Links

  


Fragen?

Bei offenen Fragen zur Ökologischen Infrastruktur helfen wir gerne weiter:

Dr. Franziska Wloka und Dr. Anne-Lena Wahl: kampagne@birdlife.ch; Tel. 044 457 70 20