Biodiversitätskrise: Die Schweiz muss jetzt viel aktiver 
werden

Medienmitteilung von BirdLife Schweiz zum internationalen Tag der Biodiversität vom 22. Mai 2024

Morgen Mittwoch ist der internationale Tag der Biodiversität. Analysen der IUCN zeigen, dass sich die Welt in einer Artenkrise befindet und sich das Artensterben laufend verschlimmert. In der Schweiz steht es um die biologische Vielfalt noch schlechter als in vielen anderen Ländern. Unser Land muss dieses Problem endlich verstärkt angehen.

Bis zu einer Million Arten sind weltweit vom Aussterben bedroht, zeigte die globale Bestandsaufnahme des internationalen Biodiversitätsrates IPBES bereits im Jahr 2019. Eine neuere Analyse der IUCN von 2023 deutet sogar darauf hin, dass die Zahl bedrohter Arten doppelt so hoch sein dürfte: Zwei Millionen Arten weltweit sind gemäss aktuellem Kenntnisstand bedroht. Das sind 19 % aller Arten unserer Erde. In der Schweiz ist dieser Anteil noch höher: 35 % aller untersuchten Arten stehen in der Schweiz auf der Roten Liste, d. h. sie sind gefährdet.

Diese Zahlen zeigen, dass weltweit eine Biodiversitätskrise heranzieht – und dass diese Biodiversitätskrise in der Schweiz noch akuter ist als global gesehen. Auch andere Vergleiche zwischen der Schweiz und dem Ausland zeigen, dass es um die Biodiversität hierzulande noch schlechter steht als anderswo. Ein ganz wesentlicher Grund hierfür ist der Mangel an Flächen, auf denen ökologisch wertvolle Lebensräume mit entsprechenden Massnahmen erhalten, gefördert und gepflegt werden.

EU hat umfangreiche Schutzgebiete ausgeschieden

Auch in den umliegenden EU-Staaten steht es um die Biodiversität nicht gut. So schlecht wie in der Schweiz ist die Situation aber nicht. Die EU hat sich bereits am 21. Mai 1992 die sogenannte Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie gegeben, um ein wirksames Netzwerk von Schutzgebieten mit der Bezeichnung „Natura 2000“ aufzubauen. Seither wurden in allen Ländern der EU umfangreiche Schutzgebiete ausgeschieden. Jeweils einen Tag vor dem internationalen Tag der Biodiversität, also am 21. Mai, feiert die EU den Tag des Natura 2000-Netzwerks. In den Natura 2000-Schutzgebieten kann weiterhin eine wirtschaftliche Nutzung stattfinden, oftmals sogar eine recht intensive wirtschaftliche Nutzung. Diese muss jedoch auf die Biodiversität abgestimmt sein. Die Mitgliedstaaten haben sich verpflichtet, die Biodiversität in den entsprechenden Gebieten langfristig zu erhalten. Wenn sie diese Verpflichtung nicht einhalten, drohen empfindliche Bussen.

Was die EU mit «Natura 2000» umsetzt, müssten andere Länder Europas mit dem Netzwerk Smaragd machen. Das Ziel ist dasselbe: Europaweit seltene und gefährdete Lebensräume und Arten sollen geschützt werden. Auch die Schweiz hatte sich vor 45 Jahren dazu verpflichtet, ihr Smaragdnetzwerk aufzubauen und die Biodiversität so zu erhalten. Allerdings hat sie seither wenig getan, um dieser Verpflichtung nachzukommen.

Grosser Handlungsbedarf auch in der Schweiz

Dabei gäbe es auch in der Schweiz ein grosses Potenzial, den Schutz der Biodiversität mit angepasster Nutzung synergistisch zu verbinden. Zahlreiche lokale und regionale Positivbeispiele, oftmals durch private Initiativen oder Projekte von NGOs entstanden, zeigen dieses Potenzial auf. BirdLife Schweiz ist zum Beispiel an Projekten in Langenbruck BL, im Grossen Moos BE oder in der Bündner Herrschaft GR beteiligt. In diesen Gebieten lassen sich Holznutzung oder landwirtschaftliche Produktion einerseits mit dem Schutz der Biodiversität andererseits im Rahmen der Projekte immer besser miteinander verbinden. Für Raffael Ayé, Geschäftsführer von BirdLife Schweiz, ist daher klar: "Lösungen für die Biodiversitätskrise sind möglich, wenn wir als uns Gesellschaft ernsthaft für solche Lösungen engagieren."

Und Lösungen für die Biodiversitätskrise weltweit, aber ganz besonders auch in der Schweiz sind dringend. Denn die zitierten 2 Millionen gefährdeten Arten fügen sich zu Artengemeinschaften und Ökosystemen zusammen, die für die Menschen dringend notwendige Ökosystemleistungen erbringen, wie z. B. den Schutz vor Erosion oder die Bestäubung von Pflanzen. Nur mit dieser Vielfalt und dank diesen Ökosystemleistungen sind unser physisches und mentales Wohlbefinden, unsere Sicherheit und unser Wohlstand langfristig gesichert.
 

BirdLife Schweiz: gemeinsam für die Biodiversität – lokal bis weltweit

BirdLife Schweiz engagiert sich mit viel Herzblut und Fachkenntnis für die Natur. Gemeinsam mit unseren 69'000 Mitgliedern, 430 lokalen Sektionen in den Gemeinden und 19 Kantonalverbänden packen wir auf allen Ebenen für die Biodiversität an. Mit weiteren BirdLife-Organisationen aus 120 Ländern bilden wir das grösste Naturschutz-Netzwerk der Welt: BirdLife International – in der Gemeinde verwurzelt, weltweit wirksam.

BirdLife fördert gefährdete Arten wie Steinkauz oder Eisvogel sowie ihre Lebensräume und kämpft für bessere politische Rahmenbedingungen. Mit den BirdLife-Naturzentren, vielfältigen BirdLife-Kursen und -Publikationen machen wir die Natur hautnah erlebbar und begeistern für ihren Schutz..

Schlägt auch Ihr Herz für die Natur und die Vogelwelt? Werden Sie Teil des engagierten BirdLife-Netzwerks: www.birdlife.chbirdlife.ch

BirdLife Schweiz dankt für Ihr Interesse und Ihre Unterstützung.

 


Bilder

Damit die Biodiversitätskrise gestoppt werden kann, braucht die Natur mehr Flächen. Doch auf solchen Flächen können Schutz und Nutzung durchaus kombiniert werden. Wie die Natur gefördert werden und gleichzeitig wertvolle Nahrungsmittel produziert werden können, zeigt zum Beispiel das BirdLife-Projekt Obstgarten Farnsberg.

Foto: BirdLife Schweiz

Das Bild darf nur im Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung und unter korrekter Angabe des Fotografen verwendet werden.


Auch im Wald kann Naturschutz und Nutzung auf derselben Fläche einhergehen, so etwa mit Projekten, die den lichten Wald fördern.

Foto: iStock

Das Bild darf nur im Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung und unter korrekter Angabe des Fotografen verwendet werden.

 


Medienmitteilung Download


Auskünfte

Raffael Ayé, Geschäftsführer BirdLife Schweiz: raffael.aye@birdlife.ch, 076 308 66 84