84 000 Ausnahmegenehmigungen zwischen 2009 - 2017 bringen gefährdete Arten in der EU an den Rand des Aussterbens
BirdLife Europe hat heute einen neuen Bericht veröffentlicht, der eine eingehende Analyse der Ausnahmeregelungen in acht EU-Mitgliedstaaten enthält: Bulgarien, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Malta, Polen und Spanien. Der Bericht zeigt, dass allein aufgrund der Ausnahmeregelungen pro Jahr über 14 Millionen Vögel sterben.
Ausnahmeregelungen sind Ausnahmen vom Gesetz, die gemacht wurden, um besonderen Umständen Rechnung zu tragen, und die den Schutz aufheben, den alle europäischen Vögel unter der EU-Vogelschutzrichtlinie geniessen. Das bedeutet, dass sie es den Menschen ermöglichen, Vögel, ihre Eier oder ihre Nester in theoretisch sehr speziellen Situationen, wie z.B. bei Bauarbeiten, loszuwerden. Normalerweise werden solche Ausnahmen erst dann gewährt, wenn alle anderen nicht tödlichen Alternativen zum Schutz der Vögel ausprobiert wurden und gescheitert sind.
Da allein 18 Ausnahmeregelungen jeweils zum Tod von mehr als 100.000 Vögeln geführt haben, dürften diese Zahlen leider eine grobe Unterschätzung des tatsächlichen Ausmasses des Problems darstellen. BirdLife hat grosse Probleme und Unstimmigkeiten bei der Berichterstattung der Länder aufgedeckt, einschliesslich der Tatsache, dass die Mitgliedstaaten der Europäischen Kommission keine oder unvollständige Berichte über ihre Aktivitäten im Zusammenhang mit den Ausnahmeregelungen übermittelt haben. Das Fehlen einer genauen Berichterstattung macht die Durchsetzung dieser kritischen Gesetze laut BirdLife Europe zu einer Farce.
Barbara Herrero, Beauftragte für EU-Naturpolitik bei BirdLife Europe, kritisiert: "Indem die Mitgliedstaaten ihre Macht missbrauchen, Lizenzen zum Töten von Vögeln zu erteilen, verstossen sie gegen das EU-Recht, greifen die biologische Vielfalt an, geben den Tierschutz auf und wenden sich von der Wissenschaft ab, die eindeutig zeigt, warum Vögel jederzeit geschützt werden müssen. Dieser rücksichtslose Umgang mit der Dokumentation macht die Rechtsstaatlichkeit zum Gespött. Die EU hat die Gesetze zum Schutz der Natur in Kraft gesetzt, aber sie muss sie auch durchsetzen, wenn sie diesen katastrophalen Trend umkehren will."