Medienmitteilung von BirdLife Schweiz vom 05.12.2022
Die Biodiversität ist bedroht. Der Rückgang der Biodiversität wiederum bedroht unseren Wohlstand und wird für die Menschheit mehr und mehr zu einem riesigen Problem. Um dem entgegenzuwirken, soll vom 7.-19. Dezember in Montreal, Kanada, die 15. Vertragsstaatenkonferenz der internationalen Biodiversitätskonvention ein wirksames Abkommen für die Biodiversität verabschieden. Um die Biodiversität in der Schweiz steht es besonders schlecht. Das Interesse unseres Landes an einer erfolgreichen Vertragsstaatenkonferenz muss deshalb sehr hoch sein. Die Staatengemeinschaft müsste dringend ein ambitiöses globales Biodiversitätsabkommen beschliessen – doch ist sie dazu bereit?
Während die Klimakrise zu Recht in aller Munde ist, hat die akute Biodiversitätskrise bisher nicht die Beachtung erfahren, die ihrer Bedeutung entsprechen würde. Anlässlich der 27. Vertragsstaatenkonferenz der UNO-Klimakonvention haben sich jedoch die vier Architekt(-inn)en des Pariser Klimaabkommens sehr klar zur Notwendigkeit und Dringlichkeit eines ambitiösen Biodiversitätsabkommens geäussert: «Es gibt keinen Pfad zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1.5°C ohne Massnahmen zum Schutz und zur Wiederherstellung der Natur. Nur mit der Ergreifung dringender Massnahmen, um den Verlust an Natur in dieser Dekade zu stoppen und rückgängig zu machen, bei gleichzeitiger Verstärkung der Anstrengungen zur Dekarbonisierung unserer Volkswirtschaften, können wir hoffen, das Versprechen des Pariser Abkommens zu erreichen.»
Die Schweiz weist eine besonders bedrohte Biodiversität auf. Sie müsste entsprechend ein besonderes Interesse an international koordinierten Massnahmen zum Erhalt der Biodiversität und damit der Ökosystemleistungen und unserer Lebensgrundlagen haben. Sie ist denn auch Teil der sogenannten High Ambition Coalition for Nature and People. Sie müsste aber noch mehr tun, vor allem bei der Umsetzung im eigenen Land.
Worum geht es an der 15. Vertragsstaatenkonferenz (COP15) der internationalen Biodiversitätskonvention (CBD)?
Die 15. Vertragsstaatenkonferenz der internationalen Biodiversitätskonvention findet vom 7.-19. Dezember in Montreal statt. Ziel ist es, ein globales Biodiversitätsabkommen zu beschliessen, um den Rückgang der Biodiversität aufzuhalten und den negativen Trend umzukehren. Das Abkommen ist unter dem Namen post-2020 Global Biodiversity Framework (post-2020 GBF) bekannt, weil es die Aichi-Ziele, die 2010 in Aichi, Nagoya, Japan, beschlossen wurden und bis 2020 Gültigkeit hatten, ersetzen soll. Vorgesehen sind ein Mission Statement, vier Oberziele und 23 konkrete Ziele («Targets») sowie ein Monitoring-Rahmen, um die Erreichung dieser Ziele zu überprüfen.
Wichtige Ziele umfassen:
• die Wiederherstellung von degradierten Ökosystemen (Ziel 2),
• den Schutz von 30 % der Fläche der Erde (Land und Wasser), um die Biodiversität zu erhalten (Ziel 3),
• dringende Massnahmen zur Förderung gefährdeter Arten, um ihr Aussterben zu verhindern (Ziel 4),
• die Ursachen hinter der Biodiversitätskrise anzugehen (Ziele 5 – 10),
• sowie auch biodiversitätsschädigende Anreize abzuschaffen oder in biodiversitäts-positive Anreize umzuwandeln (Ziel 18).
Die Welt kann sich ein Scheitern nicht leisten
Das post-2020 Biodiversitätsabkommen ist in vielen Punkten noch stark umstritten. Weit über 1000 Klammern im Textentwurf markieren Punkte, die noch in Verhandlung sind.
Gemäss Wissenschafterinnen und Wissenschaftern befinden wir uns bereits im sechsten Massenaussterben der Erdgeschichte. Bis zu einer Million Arten, das heisst jede achte Art der Welt, sind vom Aussterben bedroht. Zusammen sichern diese Arten das Funktionieren der Ökosysteme und ihre Resilienz gegenüber Veränderungen. Mit dem Verschwinden von Arten steigt das Risiko, dass Ökosystemleistungen teilweise oder ganz wegfallen. Bereits heute sind gewisse Ökosystemleistungen reduziert. Mit dem Klimawandel werden die Ökosysteme zusätzlichem Stress ausgesetzt, und genau in dieser Situation ist eine hohe Vielfalt und Resilienz unabdingbar.
Bis eine Einigung erzielt ist und vor allem bis zur entschiedenen Umsetzung geht das Massenaussterben weiter. Zukünftige Generationen werden den Preis dafür bezahlen. Es ist deshalb höchste Zeit, dass alle Regierungen ihre Verantwortung wahrnehmen und in Montreal ein ambitiöses Abkommen zum Schutz unserer Lebensgrundlagen verabschieden!
BirdLife Schweiz: gemeinsam für die Biodiversität – lokal bis weltweitBirdLife Schweiz engagiert sich mit viel Fachwissen und Herzblut für die Natur. Mit 69'000 Mitgliedern, 450 lokalen Sektionen und Kantonalverbänden sowie den weltweiten BirdLife-Partnern ist BirdLife Schweiz Teil des weltweit grössten Naturschutz-Netzwerks, BirdLife International – in der Gemeinde verwurzelt, weltweit wirksam. Gemeinsam mit unseren Mitgliedern setzen wir uns für die Biodiversität ein. BirdLife Schweiz führt zahlreiche Schutzprojekte für gefährdete Arten durch und setzt sich für ihre Lebensräume ein, vom Steinkauz über den Eisvogel bis zur Ökologischen Infrastruktur. Mit den BirdLife-Naturzentren, der Zeitschrift Ornis und vielfältigen BirdLife-Kursen machen wir die Natur hautnah erlebbar und motivieren zu ihrem Schutz. Gemeinsam mit Ihnen? Erfahren Sie mehr und werden Sie Teil des BirdLife-Netzwerks: birdlife.ch BirdLife Schweiz dankt für Ihr Interesse und Ihre Unterstützung. |
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