Medienmitteilung von BirdLife Schweiz vom 8. August 2017
Im Siedlungsraum leben zahlreiche Tiere – viele von ihnen heimlich und unbemerkt. Es ist daher wichtig, bei der Garten- und Hausgestaltung an sie zu denken und allfällige Fallen zu entschärfen. BirdLife Schweiz gibt Tipps und bietet Hilfe.
Der Mensch teilt sich den Garten und den restlichen Siedlungsraum mit zahlreichen Tieren, die in unmittelbarer Nähe von ihm Nahrung suchen und ihre Jungen aufziehen. Igel fressen viele Schnecken und überwintern im Asthaufen. Fledermäuse ziehen im Dachstock oder einer Baumhöhle ihre Jungen gross. Wildbienen sind auf ein reichhaltiges Blütenangebot angewiesen. Vögel brüten im oder unter dem Dach oder in der Hecke im Garten. Doch lauern im Siedlungsraum viele Gefahren auf die Wildtiere: Schächte und Kamine, Glasscheiben oder auch Lichtquellen. BirdLife Schweiz gibt einige Tipps, wie solche Fallen entschärft werden können.
Glasflächen
Sowohl transparente als auch spiegelnde Glasflächen führen häufig zu Kollisionen mit Vögeln. Entweder bemerken diese die durchsichtige Scheibe nicht, oder sie sehen in der spiegelnden Fläche beispielsweise einen Busch, zu dem sie fliegen möchten. Besonders problematisch sind daher Glasscheiben in der Nähe von Büschen und Bäumen. Vögel, die in eine Glasscheibe prallen, verenden meistens innerhalb von einigen Stunden an inneren Verletzungen – auch wenn sie zuerst noch wegfliegen konnten! Viele Kollisionen bleiben zudem unbemerkt, und tote Vögel werden sofort von anderen Tieren weggeräumt.
Glasflächen sollen daher wo immer möglich vermieden werden. Sehr gefährlich sind z.B. durchsichtige Balkongeländer oder Windschutzscheiben. Glasflächen können entschärft werden, indem man sie als Hindernis sichtbar macht. Dies kann mit einer sandgestrahlten Grafik auf dem Glas geschehen, mit aufgehängten Materialien oder sonst mit Klebefolien. Weder Grafik noch Klebefolien müssen eine bestimmte Form haben, doch ist es wichtig, dass sie dicht aufgetragen werden – mit Abständen von maximal einer Handfläche. Folien können in verschiedenen Mustern und Farben bei BirdLife Schweiz gekauft werden.
Nächtliche Beleuchtung
Lampen ziehen in der Nacht viele Insekten an. Diese verenden nach einigen Stunden, womit auch vielen anderen Tieren die Nahrungsgrundlage entzogen wird. So sind zum Beispiel Fledermäuse auf Nachtfalter angewiesen.
Als Lösung eignen sich Bewegungsmelder und spezielle Lampen. Letztere sollen nur dann kurz eingeschaltet werden, wenn sie wirklich benötigt werden. „Naturfreundliche“ Lichtquellen sind gegen oben abgeschirmt und beleuchten nur den unmittelbar benötigten Raum. Der UV- und Blau-Anteil des Lichtspektrums ist möglichst gering, da dieser besonders anziehend auf Insekten wirkt. Auf besonders helle Lichtquellen soll verzichtet werden.
Schächte/Schwimmbecken/Regentonnen
Schächte, Schwimmbecken, Wassertonnen oder auch Treppen sind für kleine Tiere wie Igel, Frösche oder Reptilien oft Fallen. Als Lösung kann ein Schacht oder eine Tonne mit einem feinmaschigen Gitter abgeschlossen werden. Becken können nachts abgedeckt werden. Wo dies nicht möglich ist, kann man Ausstiegshilfen (zum Beispiel ein nicht zu steiles Brett) anbringen. Schwimmende Bretter geben Insekten Starthilfen.
Dachstock/Nischen am Haus
Dachstöcke oder auch Scheunen etc. sind Lebensräume für Fledermäuse und Vögel. Oft bemerkt man die heimlichen Mitbewohner gar nicht. Um ihnen den Zugang nicht zu versperren, sollten die Einfluglöcher das ganze Jahr über offen bleiben. Dies gilt auch für andere Nischen am Dach oder Haus, die von Tieren wie zum Beispiel Mauerseglern oder Hausrotschwänzen genutzt werden.
Ganz besondere Beachtung muss den tierischen Mitbewohnern bei Hausrenovationen geschenkt werden. Bauarbeiten sollten nicht während der Aufzuchtszeit der vorhandenen Vögel und Fledermäuse ausgeführt werden, d.h. nicht von April bis August. Eine Zerstörung von Nestern oder eine Behinderung der Jungenaufzucht ist strafbar.
Wo nach der Aufzuchtzeit Schlupflöcher oder Nischen verschlossen werden müssen, sollte unbedingt für Ersatz gesorgt werden, zum Beispiel mit neuen Einschlupfmöglichkeiten oder Nisthilfen. Wer glaubt, dass Fledermäuse oder andere Tiere in oder an seinem Haus nisten, kann Spezialisten beiziehen, um das optimale Vorgehen zu besprechen.
Zäune/Netze
An Zäunen und vor allem an Netzen können sich Vögel oder Igel verfangen. Vor allem auf Netze sollte man wenn immer möglich verzichten. Ansonsten hilft eine fachgerechte Anbringung (Netz überall straff gespannt, keine hängenden Netzränder, keine Netzreste am Boden, keine Löcher im Netz). Wichtig ist eine regelmässige Kontrolle. Zäune können durch Hecken aus einheimischen Sträuchern ersetzt werden. Zumindest sollten bei Zäunen die untersten 15 cm ab Boden offen bleiben.
Gartenunterhalt
Auch beim Unterhalt des Gartens denken Naturfreunde an die Tiere und Pflanzen. Sie führen Heckenschnitte oder eine Baumfällaktion ausserhalb der Brutzeit (April bis Juli) durch. Wer die Natur im Garten fördern möchte, kann Altgrasstreifen stehen lassen, die Wiese nicht allzu häufig mähen, Ast- und Steinhaufen aufschichten oder einheimische Büsche pflanzen.
Tipps und Anleitungen für naturfreundliche Gärten
Wer seinen Garten naturfreundlich gestalten oder wer gezielt Arten wie etwa den Mauersegler oder Wildbienen fördern möchte, findet alle Informationen und Materialien auf einen Blick auf der Website von BirdLife Schweiz: www.birdlife.ch/garten.
BirdLife SchweizBirdLife Schweiz vereint als nationaler Dachverband 65‘000 Mitglieder, 21 Landesorganisationen und Kantonalverbände sowie 450 lokale Sektionen. Die Organisation setzt sich für den Schutz der Vögel und der ganzen Biodiversität ein und führt zahlreiche Artenförderungsprogramme durch. Mit den Zeitschriften Ornis und Ornis Junior und den beiden BirdLife-Naturzentren in La Sauge am Neuenburgersee und Neeracherried ZH begeistert BirdLife Schweiz viele Leute für den Schutz der Natur. Die aktuelle Kampagne „Biodiversität im Siedlungsraum – Natur vor der Haustür“ hat folgende Schwerpunkte: Blütenreiche Lebensräume und Wildbienen, Bäume und Sträucher, Wasser, begrünte Dächer und Wände. Infos: www.birdlife.ch/siedlungsraum |
Bilder
Unmarkierte Glasflächen führen häufig zu Kollisionen mit Vögeln. Vögel, die in eine Glasscheibe prallen, verenden meistens innerhalb von einigen Stunden – auch wenn sie zuerst noch wegfliegen konnten! © BirdLife Schweiz |
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Wenn sich in Glasscheiben die Umgebung spiegelt, erkennen die Vögel sie nicht als Hindernis. Nur wenige Kollisionen werden vom Menschen überhaupt bemerkt. © BirdLife Schweiz |
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Glasflächen können entschärft werden, indem man sie als Hindernis sichtbar macht. Dies kann mit einer sandgestrahlten Grafik auf dem Glas geschehen, mit aufgehängten Materialien oder sonst mit Klebefolien (Bild). © BirdLife Schweiz |
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Glasflächen können entschärft werden, indem man sie als Hindernis sichtbar macht. Dies kann mit einer sandgestrahlten Grafik auf dem Glas geschehen, mit aufgehängten Materialien oder sonst mit Klebefolien (Bild). © BirdLife Schweiz |
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Weitere Auskünfte
Stefan Bachmann, Medienverantwortlicher, stefan.bachmann {{at}} birdlife.ch, Tel. 044 457 70 23