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Förderung des Neuntöters

Neuntöter sind für ihr Verhalten bekannt, Grossinsekten auf Dornen einheimischer Wildsträucher aufzuspiessen. Die Förderung und Pflege dornenreicher Hecken, Einzelbüsche und grosser Asthaufen ist daher eine gute Möglichkeit, um Lebensräume für den Neuntöter zu verbessern oder neu zu schaffen: in Kombination mit weiteren Lebens­raum­elementen mit Aussicht auf Erfolg!

Anfangs des 20. Jahrhunderts waren noch vier Arten aus der Familie der Würger in der Schweiz ansässig. Geblieben ist davon nur der Neuntöter. Aber auch bei seinem Bestand geht es seit 2006 fast unvermindert bergab. Verantwortlich sind wie so oft Lebensraumverluste und der Niedergang an Grossinsekten, seiner bevorzugten Beute. Im Gegensatz zu anderen Vogelarten reagieren Neuntöter jedoch häufig rasch auf die Neugestaltung und Aufwertung von Lebensräumen. Hier hat eine gezielte Förderung Aussicht auf Erfolg!

Schwarz- und Weissdorn sowie Heckenrosen sind für den Neuntöter besonders wertvoll. Sie bieten Dornen zum Aufspiessen der Beute, Ansitzwarten und Versteckmöglichkeiten. Weitere einheimische Wildsträucher komplettieren die artenreiche Hecke. Bei Hecken unterscheidet man grundsätzlich Nieder-, Hoch- und Baumhecken. Neuntöter bevorzugen tendenziell Niederhecken, diese können aber mit einzelnen Bäumen oder hohen Büschen durchsetzt sein. Manchmal reicht auch eine einzelne Buschgruppe. Grundsätzlich gilt: Strukturvielfalt in der Hecke ist Trumpf. Integrierte Elemente wie Asthaufen können dazu erfolgreich beitragen.

Eine Hecke allein macht jedoch noch keinen Neuntöterlebensraum. Wichtig ist, dass im nahen Umkreis genug grosse Flächen mit Nutzungsformen wie extensiven Wiesen und Weiden vorhanden sind, die im Gegensatz zu den meisten intensiv bewirtschafteten und pestizidbelasteten Flächen ausreichend Beuteinsekten beheimaten. Auch sollte der Lebensraum nicht von Waldrändern umfasst und am besten südlich/westlich exponiert sein.

Offener Boden und Lücken

Am Farnsberg haben BirdLife Schweiz, Landwirte und weitere Projektpartner erstmals offene Bodenstreifen in substanziellem Umfang umgesetzt. Dabei wird ein maschinenbreiter Streifen mindestens zweimal jährlich mit einer Egge bearbeitet und so die aufkommende Vegetation zurückgedrängt. Tom Bischof hat die Effekte im Rahmen seiner Bachelorarbeit untersucht. Die Ergebnisse zeigen: Die offenen Bodenstreifen wurden vom Neuntöter bei der Nahrungssuche stark bevorzugt. Alternativ kann auch eine lückige Vegetation auf einer grösseren Fläche ausreichenden Jagderfolg bieten.

Massnahmen lokal umsetzen

Sektionen, Privatpersonen, Landwirte und weitere Interessierte können verschiedene Massnahmen zur Förderung des Neuntöters umsetzen:

  • Neupflanzung von Hecken: Pflanzung von Dornensträuchern und weiteren einheimischen Sträuchern und Bäumen in Form von Buschgruppen oder Hecken in einem insektenreichen Lebensraum.
  • Pflege der Hecken: Je ein Drittel einer Hecke alle drei bis vier Jahre zurückschneiden, so dass verschiedene Wuchs­höhen in räumlicher Nähe zueinander zur Verfügung stehen.
  • Extensivierung von Wiesen und Weiden mit angepasstem Mahdregime bzw. extensiver Beweidung und weiteren insektenfördernden Massnahmen (z.B. Altgrasstreifen, Brennnesseln).
  • Offene Bodenstreifen oder lückige Vegetation schaffen. Eine Hecke mit angrenzendem Saum, offenem Bodenstreifen und beispielsweise einer Buntbrache oder Ähnlichem stellt eine optimale Verbindung dar. Saum, offener Bodenstreifen und Buntbrache lassen sich maschinell effizient bewirtschaften. Gleichzeitig steht dem Neuntöter ein kleinräumiges Mosaik mit wertvollen Strukturen zur Verfügung.
  • Erhöhung der Strukturvielfalt durch Etablierung von Ast- und Steinhaufen.
      

Weiterführende Informationen und Materialien