Internationale Studie: Regierungen der Welt verfehlen Biodiversitätsziele 2010

Medienmitteilung des Schweizer Vogelschutzes SVS/BirdLife Schweiz vom 29. April 2010

Weltweit haben die Regierungen das Ziel, den Biodiversitätsverlust zu reduzieren, klar verfehlt. Stattdessen geht die Verarmung der Vielfalt der Lebensräume, Arten und Gene weiter. Das zeigt eine internationale Studie, die unter Führung von BirdLife International und dem UNO-Umweltprogramm (UNEP) entstand und nun im angesehenen Wissenschaftsjournal Science veröffentlicht worden ist. Für die Schweiz sieht es gemäss einer umfassenden Studie der Akademie der Naturwissenschaften zum Zustand der Biodiversität nicht besser aus: Auch in unserem Land ist noch nicht einmal die Talsohle erreicht.

Die Studie der UNEP und des weltweiten Naturschutz-Dachverbandes BirdLife International stützt sich auf über 30 Indikatoren, die verschiedene Aspekte der Biodiversität messen. Sie entstand aus einer einmaligen Zusammenarbeit von über 40 der global renommiertesten Fachleute. Die Geschwindigkeit, mit der die Erde punkto Arten, Lebensräume und genetischer Vielfalt verarmt, hat nicht etwa ab-, sondern zugenommen. „Damit haben die Regierungen ihr Versprechen von 2002 in der Biodiversitätskonvention nicht eingehalten,“ bilanziert Werner Müller, Geschäftsführer des SVS/BirdLife Schweiz. Damals hatten sich die Staaten, darunter die Schweiz, verpflichtet, den Verlust an Biodiversität zu stoppen oder zumindest deutlich zu verringern.

Gemäss der neuen Studie sind die Tierpopulationen weltweit seit 1970 um 30 Prozent gesunken, die Mangroven- und Seegrasgebiete um 20 Prozent und die lebenden Korallen um 40 Prozent. Die Studie zeigt klar, dass es spürbar mehr Anstrengungen braucht, um den Verlust an Biodiversität zu stoppen. Die biologische Vielfalt ist entscheidend für das Erbringen unzähliger Ökosystemleistungen und letztlich auch für das Überleben der Menschheit.

Bereits vergangene Woche hatte die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz ihre eigene Bilanz zur Entwicklung der Biodiversität in unserem Land publiziert. Über 80 Wissenschafter und Wissenschafterinnen des Forums Biodiversität zeigen in ihrem 435 Seiten starken Bericht, dass auch in der Schweiz die Talsohle nicht erreicht ist. Der Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz, der zusammen mit dem Forum Biodiversität die Aktivitäten zum laufenden Jahr der Biodiversität koordiniert, erwartet denn auch deutliche Zusatzanstrengungen vom Bundesrat. „Tourismus, Wirtschaft sowie Land- und Forstwirtschaft sind auf eine grosse biologische Vielfalt angewiesen,“ gibt Werner Müller zu bedenken und betont: „Die Schweiz braucht 2010 eine griffige Biodiversitätsstrategie mit klaren Zielen, um den Abwärtstrend der biologischen Vielfalt endlich stoppen zu können.“