Kehrt der Wiedehopf in die Nordwestschweiz zurück?

Medienmitteilung von BirdLife Schweiz vom 5.11.2019

20 Jahre trinationales BirdLife-Artenförderungsprogramm Steinkauz, Wiedehopf und weitere Arten

Seit 1972 ist der Wiedehopf aus der Nordwestschweiz verschwunden. Auch im grenznahen Ausland waren um die Jahrtausendwende nur noch kleine Restpopulationen am Fusse der Vogesen (F) und am Kaiserstuhl (D) zu finden. Dank intensiven Schutz- und Fördermassnahmen nehmen die grenznahen Populationen seither wieder zu: von weniger als 10 auf rund 200 Brutpaare. Damit wird auch eine Wiederbesiedlung der Nordwestschweiz realistisch.

Für den Wiedehopf sah es in der Nordwestschweiz sowie im grenznahen Ausland lange schlecht aus. Der ehemals weit verbreitete Kulturlandvogel verschwand aus einem Grossteil des Dreilands. Grund dafür war unter anderem die Industrialisierung der Landwirtschaft, einhergehend mit einer Monotonisierung der Landschaft. Dem Zugvogel fehlen nicht nur Nistgelegenheiten in Höhlen von alten Bäumen oder Nischen in Mauern, sondern auch die Grossinsekten als Nahrungsgrundlage.

Ende der 1990er-Jahre begannen erste Akteure lokal Fördermassnahmen umzusetzen. Diese wurden im Jahre 2000 mit dem „trinationalen BirdLife-Artenförderungsprogramm Steinkauz, Wiedehopf und weitere Arten verstärkt und koordiniert. Das Programm wird von BirdLife Schweiz in Zusammenarbeit mit dem NABU Südbaden und der Ligue pour la Protection des Oiseaux (LPO) Alsace durchgeführt und von zahlreichen Donatoren finanziell unterstützt. Ziel des Projektes war und ist es, die grenznahen Populationen von Steinkauz und Wiedehopf zu stärken und so eine Wiederbesiedlung der Nordwestschweiz zu ermöglichen. Dazu werden in der Nordwestschweiz viele Landschaftskammern ökologisch aufgewertet. In der Schweiz werden die Massnahmen in Zusammenarbeit mit BirdLife Aargau, Basellandschaftlichem Natur- und Vogelschutzverband BNV, Ornithologischer Gesellschaft Basel und BirdLife Solothurn, ihren Sektionen, sowie zahlreichen Landwirten umgesetzt.

Eindrücklich ist die Entwicklung der Wiedehopfpopulation am Fuss der Vogesen (F): Im Rahmen des BirdLife-Artenförderungsprogramms baut Bruno Frey Wiedehopf-Nisthilfen in Trockensteinmauern und Komposthaufen ein. Gleichzeitig werden die Lebensräume gepflegt und aufgewertet. Dazu werden Kleinstrukturen errichtet, verbuschte Magerwiesen geöffnet, die Bewirtschaftung optimiert, Trockensteinmauern saniert und die Winzer der Region informiert und sensibilisiert. Die Population hat von 2 Brutpaaren um die Jahrtausendwende auf aktuell 78 Brutpaare zugenommen. Am Kaiserstuhl und Tuniberg (D) brüten nach einer ähnlichen Entwicklung unter der Betreuung von Christian Stange seit einigen Jahren ca. 120 Brutpaare. Dies zeigt, dass der konsequente Erhalt, die geeignete Pflege und die Aufwertung der Lebensräume ihre Wirkung nicht verfehlen.

Noch bevorzugen die Wiedehopfe die Lebensräume im Elsass und in Südbaden. Die Überdüngung und die hohe Intensität der Bewirtschaftung in der Schweiz scheinen Hindernisse darzustellen. „Aber ausgehend von den grenznahen Populationen könnte die Wiederbesiedlung in der unmittelbaren Umgebung von Basel jederzeit stattfinden", erklärt Lukas Merkelbach von BirdLife Schweiz. Und im Jahr 2019 gab es nun in der Tat eine erfolgreiche Brut des Wiedehopfs mit mindestens drei Jungen in der Nordwestschweiz. Zudem bestanden zwei weitere Reviere im Sundgau (F) in unmittelbarer Grenznähe. Es ist die erste Brut in den beiden Basel seit 1972. Ist es der Beginn einer dauerhaften Wiederbesiedlung? Es erscheint durchaus möglich...
  

Donatoren

Dieser Erfolg ist nur mit und dank der langjährigen finanziellen Unterstützung zahlreicher Donatoren möglich. BirdLife Schweiz dankt herzlich:

Amt für Raumplanung, Abteilung Natur und Landschaft, Kanton Solothurn
Basellandschaftlicher Natur- und Vogelschutzverband, BNV
BirdLife Aargau
BirdLife Solothurn
Däster-Schild Stiftung
Departement Bau, Verkehr und Umwelt, Abt. Wald, Kanton Aargau
Fondation de bienfaisance Jeanne Lovioz
Fonds Landschaft Schweiz FLS
Gemeinde Reinach (BL)
Gemeinde Riehen (BS)
Gemeinde Rodersdorf (SO)
Goethe-Stiftung für Kunst und Wissenschaft
Graf Fabrice, von Gundlach und Payne Smith-Stiftung
Hermann und Elisabeth Walder-Bachmann Stiftung
IWB Öko-Impuls
Kantonale Natur- und Landschaftsschutzkommission Basel-Landschaft
Karl Mayer Stiftung
Karl Schopfer-Fonds
Margarethe und Rudolf Gsell-Stiftung
Natur- und Vogelschutzverein Therwil
Ornithologische Gesellschaft Basel OGB
Parrotia-Stiftung
Singenberg-Stiftung
Stadtgärtnerei, Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt
Steffen Gysel-Stiftung für Natur- und Vogelschutz
Stiftung Dreiklang für ökologische Forschung und Bildung
Stiftung Temperatio
TRINUM Stiftung für trinationalen Umweltschutz
Verein für Natur- und Vogelschutz Reinach
Werner Hasenböhler Stiftung
Wolfermann-Nägeli-Stiftung

 

BirdLife Schweiz

BirdLife Schweiz setzt sich als vielseitiger Naturschutzverband für die Erhaltung und Förderung der Biodiversität ein, insbesondere auch für die Vögel und ihre Lebensräume. Er führt Projekte zum Schutz gefährdeter Arten und Lebensräume in der Schweiz und weltweit durch. Als nationaler Dachverband vereint BirdLife Schweiz rund 67'000 Mitglieder, 20 Landesorganisationen und Kantonalverbände sowie 440 lokale Sektionen. Mit den Zeitschriften Ornis und Ornis Junior und den BirdLife-Naturzentren Neeracherried (ZH), Klingnauer Stausee (AG) und La Sauge (VD) begeistert BirdLife Schweiz viele Menschen für den Schutz der Natur. BirdLife Schweiz setzt sich überdies für die Zugvögel in den Brutgebieten ein und unterstützt in Zusammenarbeit mit den BirdLife-Partnern vor Ort die Schaffung von Schutzgebieten.

 


Bilder

2019 hat der Wiedehopf wieder erstmals in der Nordwestschweiz gebrütet. Das lässt auf eine Wiederbesiedlung hoffen.

Foto: Michael Gerber

Das Bild darf nur im Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung und unter korrekter Angabe des Fotografen verwendet werden.


Wiedehopf-Paarung

Foto: Michael Gerber

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Auskünfte

Lukas Merkelbach, Projektleiter beide Basel und Solothurn, Tel. 079 704 57 27, lukas.merkelbach@gmx.ch