Mehlschwalbe ist Vogel des Jahres 2010 - Mehlschwalbe als Botschafterin für mehr Biodiversität im Siedlungsraum

Medienmitteilung des Schweizer Vogelschutzes SVS/BirdLife Schweiz vom 4. Februar 2010

Die Mehlschwalbe ist vom Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz zum Vogel des Jahres 2010 erkoren worden. Die schwarz-weisse Schwalbe wirbt im Internationalen Jahr der Biodiversität für mehr Biodiversität im Siedlungsraum. Sie benötigt offene Bodenstellen und ein grosses Insektenangebot. Der SVS/BirdLife Schweiz macht daher mit der Mehlschwalbe auf die schwindenden Naturflächen im Siedlungsraum aufmerksam und fordert mehr unversiegelte Flächen und Blumenwiesen in Städten und Dörfern.
 
Der Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz hat die Mehlschwalbe zum Vogel des Jahres 2010 gewählt. Die schwarzweisse Mehlschwalbe trifft Mitte bis Ende April aus Afrika bei uns ein. Zurzeit hält  sie sich in ihrem Winterquartier in Afrika zwischen Kap und Sahara auf bevor sie sich im März langsam auf den Flug in die Schweiz macht. Einer Farbbesonderheit verdankt die Mehlschwalbe ihren Namen: Als einzige unserer Schwalben hat sie eine ganz weisse Körperunterseite. Die Mehlschwalbe ist eine äusserst geschickte und wendige Flugjägerin und vertilgt Unmengen von Insekten: Ein einziges Mehlschwalbenpaar erbeutet bei der Aufzucht von vier Jungvögeln insgesamt rund 150'000 Insekten! Und sie ist seit langem beim Menschen beliebt, wie der Spruch zeigt: „Wo die Schwalbe brütet am Haus, ist das Glück zu Haus“.

Wohnungsnot wegen glatten Fassaden und Sauberkeitsfimmel
Das Brüten am Haus fällt ihr jedoch immer schwerer. Moderne Glasfassaden und neue Verputze sind viel zu glatt, als dass die Lehmnester daran haften blieben.
Ursprünglich brütete diese Schwalbenart an Felswänden. Seit langem baut sie ihre Nester aber an Gebäuden und ist sehr ortstreu. Ihr Nest besteht aus 700 bis 1500 Lehmkügelchen, welche die Mehlschwalbe mit ihrem Speichel einzeln zu einem Nest verklebt.
Leider findet sie im Siedlungsraum kaum  mehr offene, feuchte Bodenstellen, wo sie Lehm suchen könnte. Ebenso fehlen die Insekten als Nahrung, da es kaum mehr Blumenwiesen und Kiesflächen mit Blumen gibt, wo sich Insekten aller Art entwickeln können.
Und immer wieder werden Schwalbennester entfernt aus Angst vor Fassadenverschmutzung. Dieses Problem kann durch das Anbringen von Kotbrettern 60-80cm unterhalb der Nester gemindert werden.

Mehr Biodiversität im Siedlungsraum
Im Jahr der Biodiversität wirbt der Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz daher mit der Mehlschwalbe für mehr Biodiversität im Siedlungsraum. Blumenwiesen anstelle von Einheitsrasengrün und offene Bodenstellen, einheimische Heckensträucher, begrünte Dächer und Wände bringen unsere Dörfer und Städte wieder zum Leben und bieten der Mehlschwalbe Nahrung und Nistmaterial.

Ist trotzdem zuwenig Nistmaterial vorhanden, kann der Mehlschwalbe auch mit künstlichen Nestern oder Schwalbenhäusern geholfen werden. Letztere beherbergen ganze Kolonien mit rund 50 Nestern.
Meist brüten die Mehlschwalben zweimal und ziehen 3-5 Junge pro Brut auf. Ihr Ruf, ein typisches, eher leises, schwatzendes Zwitschern erfreut uns den ganzen Sommer.
Als Langstreckenzieherin verlässt sie die Schweiz ab Mitte September bis ca. Mitte Oktober in Richtung Afrika, wo sie den Winter verbringt.  Helfen Sie mit, dass die Mehlschwalbe im nächsten Frühling bei uns genügend Brutplätze und Nahrung findet.