Medienmitteilung von BirdLife Schweiz, 23.4.2018
BirdLife International präsentiert heute einen wissenschaftlichen Bericht zum Zustand der Vogelbestände weltweit. Gut 13% der Vogelarten stehen auf der globalen Roten Liste, weitere 9.3% auf der Vorwarnliste. Mindestens 40% der Vogelarten nehmen global in ihrem Bestand ab, während nur 7% zunehmen. Selbst Arten wie Rebhuhn, Kiebitz und Turteltaube, die früher jedes Kind kannte, sind im Rückgang begriffen.
Ehemals häufige Arten gefährdet
BirdLife International präsentiert heute einen wissenschaftlichen Bericht zum Zustand der Vogelbestände weltweit. Gut 13% aller Vogelarten, nämlich 1469, sind global bedroht. Weitere 9.3% stehen auf der Vorwarnliste. Die Einteilung in die Kategorien der Roten Liste erfolgt nach strengen wissenschaftlichen Kriterien. Mindestens 40% der Vogelarten nehmen global in ihrem Bestand ab, während nur 7% einen zunehmenden Bestand haben. 44 Prozent der Bestände sind stabil, bei 8 Prozent ist der Trend unbekannt. Selbst früher häufige Arten wie Rebhuhn, Kiebitz, Papageitaucher und Turteltaube, sind im Rückgang begriffen.
"Die Daten sind eindeutig. Wir erleiden eine stetige und andauernde Verschlechterung des Zustands der Vogelwelt. Ungefähr jede achte Vogelart ist jetzt vom Aussterben bedroht. Das trifft auch auf einst verbreitete und häufige Arten zu, die noch vor wenigen Jahrzehnten über weite Teile des Planeten ein gewohnter Anblick waren”, sagt Tris Allinson, Senior Global Science Officer bei BirdLife International.
Die Gefährdungsfaktoren
Zahlreiche Faktoren tragen zur Gefährdung der 1469 Vogelarten der globalen Roten Liste bei. Und viele Arten sind aufgrund einer Kombination von Faktoren gefährdet. Am meisten Rote-Liste-Arten sind durch die Ausweitung und Industrialisierung der Landwirtschaft betroffen, nämlich 74%. Darauf folgen die Forstwirtschaft (50%), invasive fremdländische Arten (39%) sowie Jagd und Wilderei (35%). In 33% der Fälle wurde der Klimawandel als relevanter Bedrohungsfaktor klassifiziert. Damit steht der Klimawandel "nur" an fünfter Stelle. Die beteiligten Wissenschafterinnen und Wissenschafter gehen jedoch davon aus, dass seine Bedeutung in Zukunft zunehmen wird.
Und in der Schweiz?
In der Schweiz ist der Anteil der Vogelarten, die auf der Roten Liste stehen, etwa drei Mal so hoch wie weltweit: Er liegt bei 39% gegenüber 13%. "Diese Zahlen deuten darauf hin, dass es um den Zustand der Vogelwelt in der Schweiz noch schlechter steht als in vielen anderen Ländern", sagt Dr. Raffael Ayé, Leiter Artenförderung bei BirdLife Schweiz.
"Deshalb ist eine konsequente Umsetzung des Aktionsplans Biodiversität so wichtig", sagt François Turrian, Directeur romand bei BirdLife Schweiz. Und weiter: "Alle Sektoralpolitiken müssen noch mehr zum Schutz der Biodiversität beitragen, am dringlichsten auch bei uns die Landwirtschaft."
- Bericht von BirdLife International: State of the World's Birds 2018 (PDF)
- Medienmitteilung von BirdLife International
Förderung weltweit bedrohter Vögel in der SchweizDrei Vogelarten der globalen Roten Liste und sechs Arten der globalen Vorwarnliste (Near-Threatened) brüten regelmässig in der Schweiz. Eine weitere Art der Vorwarnliste, der Grosse Brachvogel, war früher regelmässiger Brutvogel in der Schweiz, ist aber heute praktisch ausgestorben. BirdLife Schweiz und seine Partner sind für einen Grossteil dieser Arten aktiv. Einige Arten benötigen Massnahmen zugunsten der Lebensräume, wie Biodiversität im Siedlungsraum, oder Reduktion von Gefahrenquellen wie gefährlichen Leitungen und Infrastrukturen. Für drei dieser Arten hat BirdLife Schweiz spezifische Aktivitäten, nämlich für den Kiebitz, die Turteltaube und den Wiesenpieper. Kiebitz Turteltaube Wiesenpieper |
Die globale Rote ListeVon den insgesamt 11'122 bekannten Vogelarten sind 156 Arten bereits ausgestorben und 5 haben nur in Gefangenschaft überlebt. 1469 Arten (13%) stehen auf der Roten Liste: 222 Arten sind weltweit "vom Aussterben bedroht", 461 "stark bedroht", 786 "verletzlich". Weitere 1017 Arten stehen auf der Vorwarnliste (beinahe gefährdet). Viele weitere Vogelarten nehmen in ihrem Bestand ab, stehen jedoch noch nicht auf der Roten Liste. |
BirdLife Schweiz in KürzeBirdLife Schweiz hat rund 65'000 Mitglieder und ist der Dachverband von 20 Kantonalverbänden und 440 lokalen Natur- und Vogelschutzvereinen. Er setzt sich als vielseitiger Naturschutzverband für die Erhaltung und Förderung der Natur im Wald, Kulturland und Siedlungsraum ein, insbesondere auch für die Vögel und ihre Lebensräume. Er führt Projekte zum Schutz gefährdeter Arten und Lebensräume in der Schweiz und weltweit durch. Ebenso engagiert er sich in der Ausbildung und mit seiner Zeitschrift Ornis und den beiden Naturschutzzentren in La Sauge am Neuenburgersee und im Neeracherried im Kanton Zürich in der Motivation einer breiten Bevölkerung für den Naturschutz. Website: www.birdlife.ch |
Auskünfte
Dr. Raffael Ayé, Leiter Artenförderung, BirdLife Schweiz, 076 308 66 84
Bilder
Der Kiebitz steht weltweit auf der Vorwarnliste der Roten Liste ("Near-Threatened"), weil seine Bestände rückläufig sind. BirdLife Schweiz arbeitet mit Partnern, darunter der Vogelwarte Sempach, zusammen in mehreren Projekten zugunsten dieser Art. © Michael Gerber Das Bild darf nur in Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung und unter korrekter Angabe des Fotografen verwendet werden! |
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Die weltweit bedrohte Turteltaube kommt in der Schweiz als Brutvogel noch vor – aber die Bestände sind klein und rückläufig. © Glyn Sellors Das Bild darf nur in Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung und unter korrekter Angabe des Fotografen verwendet werden! |
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Wichtige Bestände des Wiesenpiepers haben in den Moorlandschaften des Kantons Schwyz überlebt. BirdLife Schweiz arbeitet mit Landwirten, dem Kanton Schwyz und BirdLife Schwyz zusammen, um der Art spät geschnittene Wiesen als Brutplatz zur Verfügung zu stellen. © BirdLife Schweiz Das Bild darf nur in Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung und unter korrekter Angabe des Fotografen verwendet werden! |