Medienmitteilung von Pro Natura und Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz vom 1. Juli 2010
Der Biodiversität in der Schweiz geht es schlecht. Für eine wirksame Sicherung und Förderung der Biodiversität müssen endlich eine griffige Biodiversitätsstrategie und genügend Mittel bereitgestellt werden. Dies fordert eine Petition von Pro Natura, des Schweizer Vogelschutzes SVS/BirdLife Schweiz und weiteren Organisationen.
Der Verlust an biologischer Vielfalt in der Schweiz geht weiter. Das haben die 80 führenden WissenschafterInnen auf diesem Gebiet diesen Frühling nachgewiesen. Unser Land braucht endlich eine griffige Biodiversitätsstrategie, die klare Ziele vorgibt, den Beitrag aller Akteure zum Schutz und zur Förderung der Biodiversität festlegt und die nötigen Mittel aufzeigt.
Anschaulich gemacht hat den Verlust der Biodiversität das Fazit der Studie, die letztes Jahr im Auftrag von Pro Natura, der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) sowie des Forums Biodiversität durchgeführt wurde: Der gesetzliche Schutz für die selten gewordenen und wertvollen Landschaften ist zwar gut, die Umsetzung lässt aber zu wünschen übrig. Kurz gefasst: Das Geld fehlt. Rund doppelt so viele Mittel müsste das Bundesamt für Umwelt (BAFU) für den vorgeschriebenen Schutz der Biotope von nationaler Bedeutung ausgeben können, um deren Sicherung zu gewährleisten.
Chronische Unterfinanzierung
Die bisherige Unterfinanzierung der Biotoppflege führte bereits zu einem gravierenden Verlust an Biodiversität. Erst 10 Jahre nach Projektstart wurde endlich die Verordnung zum Schutz der Trockenwiesen und -weiden in Kraft gesetzt. In der Zwischenzeit sind schätzungsweise 15 bis 20 Prozent der Flächen bereits verschwunden, weil entweder die Nutzung intensiviert wurde oder die Flächen verbuscht und verwaldet sind. Gedauert hat die Inkraftsetzung der Verordnung unter anderem so lange, weil man sich über die Finanzierung der Umsetzung nicht einig wurde. Diese chronische Unterfinanzierung im Biotopschutz verursacht jährlich weiter Kosten in Millionenhöhe und schadet der Natur langfristig.
Statt mehr Geld zu sprechen, denkt der Bund aber sogar ans Sparen im Naturschutz. Dagegen wehren sich Pro Natura und der Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz mit der Petition «Schützen wir die Biodiversität – jetzt!». Damit werden Bundesrat und Parlament dazu aufgefordert, eine griffige Biodiversitätsstrategie zu verabschieden und genügend Mittel zur Verfügung zu stellen, damit Bund und Kantone die Biodiversität erhalten und fördern können.
Studie «Kosten eines gesetzeskonformen Schutzes der Biotope von nationaler Bedeutung»
Die letztes Jahr erschienene Studie zu den Biotopschutzkosten in der Schweiz enthüllt eine eklatante Unterfinanzierung. Jährlich müsste rund doppelt soviel in den Unterhalt der Biotope von nationaler Bedeutung (Moore, Trockenwiesen und -weiden, Auen, Amphibienlaichgebiete) investiert werden, als Bund und Kantone heute einsetzen. Mit einem jährlichen Zusatzaufwand, der knapp 2.5% des jährlichen Landwirtschaftsbudgets entspricht oder den durchschnittlichen Kosten von 1.5 neuen Autobahnkilometern, könnte die Schweiz ihrem gesetzlichen Auftrag nachkommen, die wertvollen natürlichen Lebensräume zu erhalten und die gefährdeten Tier- und Pflanzenarten vor dem Aussterben zu bewahren. Hinzu kommt eine einmalige Investition in unsere natürlichen Lebensgrundlagen von rund einer Milliarde Franken. Soviel kostet die Wiedergutmachung alter Unterlassungen im Biotopschutz, weil beim jährlichen Unterhalt der Biotope von nationaler Bedeutung bislang zu stark gespart wurde.
Internet: www.pronatura.ch/naturschutz