Medienmitteilung von BirdLife Schweiz vom 31. März 2015
Ab Mitte bis Ende März beginnt die Saison der Wildbienen. Landauf landab werden vor allem im Siedlungsraum Bienenhotels aufgestellt. Doch die für die Bestäubung der Nutz- und Wildpflanzen wichtigen Wildbienen brauchen nicht nur Nistplätze, sondern auch Nahrung. Blumenwiesen sind gerade im Siedlungsraum entscheidend für die Wildbienen. BirdLife Schweiz fordert Hausbesitzer und Hausverwaltungen, Städte und Gemeinden auf, Lebensräume für die mehreren hundert einheimischen Wildbienenarten schaffen.
In der Schweiz leben über 600 Wildbienenarten. Diese übernehmen bis zu zwei Drittel der Bestäubung von Wild- und Kulturpflanzen und fliegen im Gegensatz zur Honigbiene oft auch bei schlechtem Wetter. Ihre Förderung ist daher enorm wichtig. 50-90% aller Wildbienenarten kommen auch in Dorf und Stadt vor, wenn sie geeignete Lebensräume finden.
Ein Wildbienenhotel allein genügt nicht
Wildbienen brauchen zwei Hauptressourcen: erstens Blüten für die eigene Ernährung und für die Fütterung der Larven und zweitens Kleinstrukturen, Totholz oder unbewachsene sandige Böden für die Anlage ihrer Nester. Rund 46% aller Wildbienenarten sind für die Pollen- und Nektarsuche streng auf eine Pflanzengattung oder -familie angewiesen. Ihr Verzehr an Blütenpollen ist enorm. So braucht ein Weibchen der Schwarzen Mörtelbiene alleine zur Ernährung eines Nachkommens den Pollen von 1100 Blüten der Esparsette.
Eine ganze Reihe von Wildbienenarten baut ihre Nester in sandigem Boden, in der unbewachsenen Erde, in Käfergängen in Totholz oder in Stängeln, aber teilweise auch in leeren Schneckenhäuschen oder an Steinen. Deshalb braucht es neben den Bienenhotels auch unterschiedlichste Kleinstrukturen. Wichtig ist, dass die Nist- und Nahrungsplätze nahe beieinander liegen. Sonst kommt zu wenig Nachwuchs auf, da die Weibchen zu viel Zeit für den Hin- und Herflug benötigen oder die Nester in der Zwischenzeit z.B. durch Kuckucksbienen parasitiert werden.
Alle können den Wildbienen helfen
Auf dem Balkon, im Garten oder auf den Grünflächen von Siedlungen oder rund um öffentliche Gebäude bieten sich überall Möglichkeiten, Wildblumen zu setzen und Blumenwiesen anzulegen. Anstelle von Geranien kann man in einigen Blumenkisten oder Töpfen Glockenblumen, Wegwarten, Hornklee oder Natternkopf pflanzen. Blumenrasen oder Blumenwiesen im Garten erfreuen nicht nur die Wildbienen, sondern auch andere Tiere wie auch den Menschen. Und rund um öffentliche Gebäude oder in Pärken bilden Blumenwiesen nicht nur ein Nahrungsreservoir für Wildbienen, sondern sie sind auch wesentlich günstiger im Unterhalt als Rasenflächen, da sie nur zweimal pro Jahr gemäht werden müssen. Wichtig ist ein kontinuierliches Blütenangebot vom Frühjahr bis in den Herbst, da jede Wildbienenart zu einer anderen Zeit im Jahr fliegt.
Auch für das nötige Nistplatzangebot lässt sich im Siedlungsraum viel tun: mit Totholz mit Käfergängen, stehengelassenen markhaltigen Stängeln, besonnten Steinen und offenen, sandigen Bodenstellen. Auch ein gut gemachtes Wildbienenhotel enthält solche Elemente. Ist der Garten so ausgestattet, entdeckt man auf einer Safari in der eigenen Umgebung plötzlich eine Kleine Harzbiene, eine Glockenblumen-Sägehornbiene oder eine Weiden-Sandbiene. Von Blumenwiesen profitieren zudem Schmetterlinge, aber auch Distelfink, Girlitz und der Vogel des Jahres 2015, der Haussperling.
Jeder Quadratmeter zählt
Wer den Wildbienen helfen will, aber noch nicht genau weiss wie, kann sich mit der BirdLife-Praxishilfe „Blumenreiche Lebensräume und Wildbienen im Siedlungsgebiet“ kundig machen. Das informative Heft stellt verschiedene blütenreiche Lebensräume vor, erläutert Spannendes zum Leben der Wildbienen und zeigt in einem Praxisteil, wie Wildbienen durch die Anlage von Blumenwiesen und Kleinstrukturen gefördert werden können. Die Dokumentation ist auf der Geschäftsstelle von BirdLife Schweiz, Postfach, 8036 Zürich, svs@birdlife.ch oder unter www.birdlife.ch erhältlich. Wildbienen brauchen viele Blüten, darum zählt jeder Quadratmeter Blumenwiese und Ruderalfläche und jedes Blumenkistchen mit einheimischen Blumen.
Weitere Informationen:
BirdLife SchweizBirdLife Schweiz hat 65'000 Mitglieder und ist der Dachverband von 18 Kantonalverbänden und 450 lokalen Natur- und Vogelschutzvereinen. Er setzt sich als vielseitiger Naturschutzverband für die Erhaltung und Förderung der Natur ein, insbesondere auch für die Vögel und ihre Lebensräume. Er führt Projekte zum Schutz gefährdeter Arten und Lebensräume in der Schweiz und weltweit durch. Ebenso engagiert er sich in der Ausbildung und mit seiner Zeitschrift Ornis und den beiden Naturschutzzentren in La Sauge am Neuenburgersee und im Neeracherried im Kanton Zürich in der Motivation einer breiten Bevölkerung für den Naturschutz. Website: www.birdlife.ch |
Bilder
Mit Blumenwiesen in Dorf und Stadt will BirdLife Schweiz Wildbienen fördern. Bild: BirdLife Schweiz Das Bild darf nur in Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung und unter korrekter Angabe des Fotografen verwendet werden! |
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Böschungen mit Wildblumen und offenen Bodenstellen bieten Wildbienen Nistmöglichkeiten. Bild: BirdLife Schweiz Das Bild darf nur in Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung und unter korrekter Angabe des Fotografen verwendet werden! |
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Wildbienen, wie diese Wiesenhummel auf einer Flockenblume, kommen häufig in Gärten vor. Bild: Albert Krebs Das Bild darf nur in Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung und unter korrekter Angabe des Fotografen verwendet werden! |
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Blumenwiesen sind auch um Mehrfamilienhäuser attraktiv für Mensch und Natur. Bild: BirdLife Schweiz Das Bild darf nur in Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung und unter korrekter Angabe des Fotografen verwendet werden! |
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Die Rotschopfige Sandbiene fliegt von Ende März bis Juni und baut ihre Nester in den Boden. Bild: Albert Krebs Das Bild darf nur in Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung und unter korrekter Angabe des Fotografen verwendet werden! |
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Halictus rubicundus ist eine Furchenbiene, welche vor allem an trockenen, kiesigen Standorten vorkommt. Bild: Albert Krebs Das Bild darf nur in Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung und unter korrekter Angabe des Fotografen verwendet werden! |
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Die Schöterich-Mauerbiene braucht Totholz mit Käfergängen als Nistplatz und Kreuzblütler wie die Nachtviole als Nahrungspflanzen. Bild: Albert Krebs Das Bild darf nur in Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung und unter korrekter Angabe des Fotografen verwendet werden! |
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Weitere Auskünfte
Christa Glauser, stellvertretende Geschäftsführerin BirdLife Schweiz, Tel. 044 457 70 24, christa.glauser@birdlife.ch