Windpark auf dem Schwyberg: Natur- und Lanschaftsschutz-Organisationen verlangen seriöse Umweltverträglichkeitsprüfung

Medienmitteilung von SVS/BirdLife Schweiz, Cercle Ornithologique Fribourg, Stiftung Landschaftschutz, Mountain Wilderness, Pro Natura, Nos Oieseaux und WWF vom 24. März 2009

Auf dem Schwyberg soll ein Windpark entstehen. Die Umweltorganisationen befürworten die Energie aus erneuerbaren Ressourcen. Trotzdem mahnen sie, die Auswirkungen auf Umwelt, Natur und Landschaft sorgfältig zu prüfen. Im Fall Schwyberg fehlt insbesondere die Abklärung der Folgen auf die Vogelwelt. Die Organisationen wurden bei der Volkswirtschaftdirektion vorstellig.
 
Auf dem Schwyberg soll ein Windpark mit neun Windturbinen gebaut werden. Die Promotoren bezeichnen ihren Plan als Pionierwerk: Der Windpark soll der erste im Kanton Freiburg sein und mit den grössten Windrädern der Schweiz. Umweltkreise begrüssen die Förderung von erneuerbaren Energiequellen. Sie befürworten Windkraftprojekte, vorausgesetzt sie berücksichtigen die Anliegen des Umwelt- und Landschaftsschutzes und gewährleisten den grösstmöglichen Schutz der Fauna und deren Lebensräume. Im Fall Schwyberg haben kantonale und nationale Organisationen (Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz, der Cercle ornithologique de Fribourg, Stiftung Landschaftsschutz Schweiz, Mountain Wilderness Schweiz, Nos Oiseaux, Pro Natura Freiburg und der WWF Freiburg) die Pläne kritisch geprüft. Gegen die Anlagen auf dem Schwyberg äussern sie grosse Vorbehalte.

Schaden an Natur und Landschaft sind möglich
Verschiedene Studien* haben ergeben, dass Windturbinen gravierende Auswirkungen auf die Vogelwelt haben können. Betroffen sind vor allem grössere Vögel (Greifvögel und Störche, aber auch andere Zugvögel) sowie Fledermäuse. Der Schwyberg liegt zwischen dem Gurnigel und der Berra, Gebiete die für einen starken Vogelzug bekannt sind. Windturbinen könnten hier möglicherweise zum verheerenden Hindernis werden.
Weiter befürchten die Umweltorganisationen negative Auswirkungen auf die Landschaft, wenn die Windturbinen zum einen gut sichtbar in Kammlagen erstellt werden. Zum anderen kann der Transport der über 100 Meter hohen Windturbinen nur über den Landweg bewerkstelligt werden, was den Ausbau der Schwybergstrasse zu Folge hat. Eine Zunahme des touristischen Freizeitverkehrs und des Drucks auf Natur (z.B. Störung der Birkhühner) und Landschaft im ganzen naturräumlich sensiblen Gebiet ist absehbar. Die Umweltorganisationen fordern deshalb griffige Begleitmassnahmen.

Umweltverträglichkeitsbericht verschlampt?
Die Auswirkungen auf Umwelt, Natur und Landschaft von Windpärken müssen per Gesetz in einem Umweltverträglichkeitsbericht dargelegt werden. Dieser ist Teil der öffentlichen Auflage des Projekts. Für den Schwyberg soll sie bereits diesen Frühling stattfinden. Brisant ist aber, dass das Pflichtenheft für den Umweltverträglichkeitsbericht (UVB) erst kürzlich bei den kantonalen Ämtern zur Genehmigung vorlag und dass darin, nach Kenntnis der Vogelschutzorganisationen, keine ornithologische Studie vorgesehen ist, obwohl der Cercle ornithologique die Promotoren schon im Januar 2006 auf mögliche Probleme mit Zugvögeln aufmerksam gemacht hat.
Die Umweltorganisationen äussern deshalb grosse Bedenken zur Genauigkeit und Glaubwürdigkeit der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) im Fall Schwyberg. Sie befürchten, dass eine seriöse Abklärung der Folgen für Umwelt, Natur und Landschaft wegen Zeitdruck verschlampt werden könnte.

Vorbild Schwyberg statt umweltschädigender Präzedenzfall
Das Projekt auf dem Schwyberg ist das erste im Kanton Freiburg und wird für weitere Projekte wegweisend sein. Deshalb müssen alle Massnahmen getroffen werden, um die Auswirkungen auf die Umwelt auf ein mögliches Minimum zu reduzieren und den grösstmöglichen Schutz von Fauna und Landschaft zu gewährleisten.
Im Hinblick auf weitere Projekte im Kanton Freiburg fordern die Umweltorganisationen den Kanton auf, einen umfassenden und wissenschaftlich fundierten Umweltverträglichkeitsbericht zu verlangen. Wie etwa eine seriöse, wissenschaftliche Abklärung des Einflusses auf die Vogelwelt durch die Schweizerische Vogelwarte Sempach, welche über das Wissen und die erforderlichen Radaranlagen verfügt, um den Vogelzug zu studieren. Ausserdem fordern sie, dass keine Windpärke in geschützten und schützenswerten Landschaften (BLN-Gebiete) geplant werden.
«Erneuerbare Energiequellen entbinden nicht von der Pflicht, die Umwelteinflüsse seriös und umfassende abzuklären. Gerade bei Projekten, die möglicherweise einen grossen Einfuss auf Landschaft und Biodiversität ausüben können», so die einstimmige Meinung der sieben Organisationen. Mit einem Brief an den Volkswirtschaftsdirektor und an die kantonalen Ämter machen sie auf die Lücken im Dossier aufmerksam und bitten, das Projekt Windpark auf dem Schwyberg beispielhaft in Bezug auf Umwelt, Natur und Landschaft zu behandeln. Denn es soll ein Pionierwerk geschaffen werden und kein Präzedenzfall für zukünftige umweltschädigende Projekte von erneuerbaren Energien.

* Literaturhinweis: Horch, P. & V. Keller (2005): Windkraftanlagen und Vögel – ein Konflikt? Sempach, 62 p.