Kaltschnäuzig wie wir sind, entscheiden wir gegen Abendexkursion & stattdessen für ächzend frühes Aufstehen. Ganz widerstehen können wir dann allerdings doch nicht: Kurz vor neun pilgern wir vom Hotel in Ste-Croix die wenigen hundert Meter zum Wald am Dorfrand. Wir hören nichts (ausser Autolärm) & fühlen uns in unserem Entscheid bestätigt.
Punkt 5 Uhr früh marschieren wir los, Richtung Mont de Baulmes. Noch bevor wir den Wald erreichen, meldet sich der erste Waldkauz. Kurz darauf der zweite, dritte und vierte - da wohnen vermutlich zwei Paare.
Dann wird es ruhig - erst mit dem Morgengrauen geht es weiter, dann aber richtig: Zwei Stunden später sind wir auf dem Rückweg, direttissima zum Frühstücksbuffet im Hotel & mit 46 Arten sehr zufrieden.
Bisher entgangen ist uns die Elster - das holen wir auf dem Weg zum Bahnhof nach.
In Six Fontaines steigen wir aus dem Zug und nehmen den schweisstreibenden Teil des Tages in Angriff. Auf dem Weg nach Baulmes sehen wir keinen Neuntöter - dafür meldet sich vollkommen überraschend ein MIttelspecht. Ebenfalls versteckt bleiben die Grasmücken - erst nach erstaunlich vielen vogelfreien Hecken lässt sich ein Mönchsgrasmückenweibchen blicken.
Überhaupt, was sich alles ziert heute: Gestern zogen Wespenbussarde zum Abwinken, heute sehen wir genau keinen (0). In Chavornay sieht Helle einen Purpurreiher und Stephan eine Rohrweihe, aber beide tauchen so schnell wieder ins Schilf ab, dass wir nur bilanzieren können: Mist, abgehauen. Erst die Zwergscharbe ist phlegmatisch genug für uns. Und wir kriegen unseren Angstvogel, die Türkentaube.
In Yverdon an der Mujonmündung präsentiert sich ein ungewohntes Bild: Keine Möwen. Irgendwann sehen wir am gegenüberliegenden Ufer vereinzelte Mittelmeer- und die eine oder andere Lachmöwe. Generell scheint Sparprogramm zu sein am Wasser. Der Badebetrieb hingegen ist recht überwältigend (angesichts der offensichtlich komplett ahnungslosen Schlauchböötler, die viel zu nahe an die Vögel im Wasser heranpaddeln, kann der engagierte Naturschützer nur immer wieder ins Geländer beissen).
Inzwischen nehmen wir die Nichtsichtung eines versprochenen Steinwälzers mit einem philosophischen Schulterzucken zur Kenntnis.
Ein einzelner Regenbrachvogel tonleitert uns zu, aber nur zwei von dreien hören es. Nachdrücklicher setzen sich Flussufer- und Waldwasserläufer in Szene: Beide rufen und fliegen, bis wir sie getickt haben. Und zum Abschluss kriegen wir ein Zückerchen: Ein junger Habicht, lauthals angekündigt durch einen Turmfalken dicht auf seinen Fersen, fliegt auf den Baum direkt neben uns.
© BirdLife Schweiz/Suisse/Svizzera