Medienmitteilung von BirdLife Schweiz vom 14.1.2025
Am vergangenen Wochenende haben rund 4000 Personen in der ganzen Schweiz mitgeholfen, die Vögel des Siedlungsraums zu zählen. BirdLife Schweiz veranstaltet diese Art von Citizen-Science-Aktionen seit Jahren, um Erkenntnisse zur Vogelwelt zu sammeln und das Wissen über die Vögel in der Bevölkerung zu steigern. Die Aktion «Stunde der Wintervögel» wurde hingegen das erste Mal schweizweit durchgeführt.
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Seit rund 20 Jahren ruft BirdLife Schweiz im Mai zur Vogelzählung auf. Neu gibt es nun die Möglichkeit, die Vögel auch im Winter zu zählen: BirdLife hat dieses Jahr die nationale «Stunde der Wintervögel» eingeführt, die in der Zentralschweiz bereits fünfmal stattgefunden hat. Da die Aktion auch bereits in mehreren Nachbarländern stattfindet, können so weitere Erkenntnisse gesammelt werden. Für die Bevölkerung ist die Winterzählung zudem besonders attraktiv, weil sich die Vögel im Winter ohne Blätter einfacher beobachten lassen. In Gärten mit einheimischer Vegetation, die im Herbst nicht «aufgeräumt» sondern für die Tiere als Überwinterungsplätze und Futterstellen stehen gelassen werden, können in diesen Tagen spannende Beobachtungen gemacht werden.
Die Ergebnisse
An der «Stunde der Wintervögel» 2025 vom vergangenen Wochenende haben schweizweit rund 4000 Personen teilgenommen. Insgesamt haben sie knapp 100'000 Vögel gezählt. Der am häufigsten gezählte Vogel ist der Haussperling mit 16'532 Individuen, gefolgt von Kohlmeise und Rabenkrähe*. Am weitesten verbreitet ist allerdings die Kohlmeise, die in fast 87 % der Gärten gesichtet wurde, gefolgt von Amsel und Blaumeise. Der Vogel des Jahres 2025, das Rotkehlchen, steht auf Platz 7 und wurde in 60,1 % der Gärten gesehen. Die ganze Auswertung der Zählungen ist auf der Website www.stunde-der-wintervoegel.ch zu finden, wo man auch nach einzelnen Kantonen und Gemeinden filtern kann.
«Besonders spannend ist die Sichtung von 1386 Bergfinken», sagt Raffael Ayé, Geschäftsführer von BirdLife Schweiz. «Die Art ist ein Wintergast aus dem Norden und kommt nicht jedes Jahr in gleicher Zahl in die Schweiz. Wer sie im Garten erblickt, hat vermutlich ein naturnahes Umfeld geschaffen. Davon brauchen wir mehr!»
Ebenfalls erstaunlich ist die Sichtung etlicher Stare, Mönchsgrasmücken, Girlitze und Hausrotschwänze. Diese Arten haben die Schweiz bisher im Herbst ganz oder zu einem Grossteil verlassen. Doch der Anteil der überwinternden Vögel nimmt kontinuierlich zu, wie auch dieses Jahr zu sehen ist. Verantwortlich dafür ist höchstwahrscheinlich der Klimawandel.
«Sorgen macht uns, dass dieses Jahr weniger Finkenvögel gesichtet wurden als in den früheren Jahren», sagt Raffael Ayé. Sowohl bei Stieglitz, Grünfink und Erlenzeisig wie auch bei anderen Finkenarten zeigen die Zahlen nach unten. Die Gründe könnten divers sein. Einerseits ist z. B. der Grünfink seit mehreren Jahren von einer Krankheit betroffen. Andererseits benötigen Finken ein vielfältiges Samenangebot. Naturnahe Lebensräume mit vielfältigen Pflanzen sind also wichtig für sie.
Potenzial für die Förderung der Natur im Siedlungsraum
Die Biodiversität ist in der Schweiz besonders stark bedroht, unsere Roten Listen sind proportional länger als diejenigen unserer Nachbarländer. «Langfristig können wir die Vogelwelt und die Biodiversität insgesamt nur erhalten, wenn wir im Kulturland, im Siedlungsraum, in Feuchtgebieten und im Wald für wertvolle Lebensräume sorgen», betont Raffael Ayé. BirdLife engagiert sich deshalb in zahlreichen Projekten für die Schaffung solcher Lebensräume und damit für die Förderung der Biodiversität und gefährdeter Arten.
Aber auch im Kleinen kann jede und jeder im eigenen Garten mit einheimischen Bäumen, Büschen oder Blumenwiesen zur Förderung der Biodiversität beitragen. Heute ist die Biodiversität im Siedlungsraum vielerorts bereits höher als im intensiv genutzten Landwirtschaftsgebiet. Und es besteht weiterhin Potenzial für ihre Förderung.
BirdLife-Kurse – ein guter Einstieg in die Naturbeobachtung
Die weltweit grösste Naturschutzorganisation BirdLife setzt denn auch in der Schweiz auf Information und Ausbildung. Gerade für den Einstieg in die Naturbeobachtung eignen sich die Grundkurse der Ornithologie, die von BirdLife-Naturschutzvereinen angeboten werden. In wenigen Stunden Theorie und durch Rundgänge in der Natur werden so Interessierte über die Lebensraumbedürfnisse von Vögeln und damit auch an die Beobachtung ganzer Lebensgemeinschaften herangeführt. «Weil wir nur schützen, was wir lieben und lieben können, was wir kennen», erklärt Raffael Ayé das Engagement seiner Organisation.
- Alle Ergebnisse der Stunde der Wintervögel 2025: www.stunde-der-wintervoegel.ch
- Informationen dazu, was Sie im Siedlungsraum für die Natur machen können: www.birdlife.ch/garten
- Liste der angebotenen Grundkurse 2025: www.birdlife.ch/sdw
* Die Rabenkrähe erscheint bei den Ergebnissen unter "Aaskrähe" (Rangliste Platz 5) wie auch unter "Rabenkrähe" (Platz 18). Dieses Problem konnte nicht zeitnah gelöst werden, weshalb die beiden Werte zusammengerechnet werden müssen.
BirdLife Schweiz: gemeinsam für die Biodiversität – lokal bis weltweitBirdLife Schweiz engagiert sich mit viel Herzblut und Fachkenntnis für die Natur. Gemeinsam mit unseren 70'000 Mitgliedern, 430 lokalen Sektionen in den Gemeinden und 19 Kantonalverbänden packen wir auf allen Ebenen für die Biodiversität an. Mit weiteren BirdLife-Organisationen aus 120 Ländern bilden wir das grösste Naturschutz-Netzwerk der Welt: BirdLife International – in der Gemeinde verwurzelt, weltweit wirksam. BirdLife fördert gefährdete Arten wie Steinkauz oder Eisvogel sowie ihre Lebensräume und kämpft für bessere politische Rahmenbedingungen. Mit den BirdLife-Naturzentren, vielfältigen BirdLife-Kursen und -Publikationen machen wir die Natur hautnah erlebbar und begeistern für ihren Schutz.. Schlägt auch Ihr Herz für die Natur und die Vogelwelt? Werden Sie Teil des engagierten BirdLife-Netzwerks: www.birdlife.chbirdlife.ch BirdLife Schweiz dankt für Ihr Interesse und Ihre Unterstützung. |
Bilder
Vögel beobachten macht auch im Winter Spass. Foto: BirdLife Österreich Das Bild darf nur im Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung und unter korrekter Angabe des Fotografen verwendet werden. |
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Machen Sie mit an der Stunde der Wintervögel vom 10.-12. Januar! Foto: BirdLife Österreich Das Bild darf nur im Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung und unter korrekter Angabe des Fotografen verwendet werden. |
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Bereits singen die ersten Vögel, auch mitten in der Stadt. Foto: Lisa Lugerbauer Das Bild darf nur im Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung und unter korrekter Angabe des Fotografen verwendet werden. |
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Der Gartenbaumläufer kommt gerne in Gärten mit alten Bäumen. Foto: Chris Venetz Das Bild darf nur im Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung und unter korrekter Angabe des Fotografen verwendet werden. |
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Der Grünfink hatte in den letzten Jahren einen schweren Stand: Die Bestände haben stark abgenommen. Foto: Michael Gerber Das Bild darf nur im Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung und unter korrekter Angabe des Fotografen verwendet werden. |
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Vielleicht der bunteste Gartenbewohner: der Stieglitz oder Distelfink. Foto: Michael Gerber Das Bild darf nur im Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung und unter korrekter Angabe des Fotografen verwendet werden. |
Medienmitteilung Download
Auskünfte
Stefan Bachmann, Medienverantwortlicher BirdLife Schweiz, stefan.bachmann@birdlife.ch, Tel. 078 740 50 51