Fast wie letztes Jahr und doch anders. Gleich geblieben sind unser super Team der Cage aux Folles, mit kleinen Anpassungen die Strecke und auch diesmal die 96 beobachteten Vogelarten.
Dieses Jahr wurde am Bird Race für 140 Naturperlen in der Schweiz gesammelt. 84 Teams, wie immer in Dreier- oder Vierergruppen, sind gestartet - ein Rekord. Wir sind eigentlich ein Team, bestehend aus fünf Frauen, was ein Glück ist, denn so konnte Daniela ganz kurzfristig für die kranke Sibylle einspringen – danke vielmals Daniela! Und Du Sibylle, warst in Gedanken dabei. Deswegen und wegen Deiner Vorbereitungen haben wir es wieder auf 96 Arten und einen tollen Spendenbeitrag geschafft!
Wie letztes Jahr assen wir, noch im Sonnenschein, im Strandpavillon in Yverdon-les-Bains Thali vegetarien, mmmmm…
Die Jurahöhen verschwanden allmählich in den Wolken und das sich nahende Gewitter liess sich nicht überhören. Also traten wir in die Pedale, um trocken in die Unterkunft zu kommen, was wir auch schafften. Der Regenradar prophezeite immer wieder heftige Schauer. Wir aber haben es geschafft, nie richtig nass zu werden.
Die Nachtexkursion im Wald des Seeufers Richtung Grandson blieb trocken und ohne Waldkauz, dafür hörten wir eine Wasserralle aus dem Schilf rufen. Die Nacht brachte viel Regen. Gut, denn viele nachtziehende Vogelarten mussten ihre Reise ins Winterungsquartier unterbrechen und ‘landeten’, sodass wir am nächsten Tag viele Arten mehrmals sahen, mit denen wir uns in anderen Jahren schwerer getan hatten: Vor allem Trauerschnäpper, Dorn- Klapper- und Gartengrasmücke. Auch Mönchsgrasmücken waren auffallend oft zu hören.
Das nächste Gewitter stand über Yverdon, als wir gemütlich am Frühstückstisch sassen. So blieb uns Zeit für die Artenliste und um die Morgenexkursion, die bereits hinter uns lag - am See zwischen der Mündung von Thièle und Mujon - nochmals Revue passieren zu lassen. 47 Arten. Der Zaunkönig war der erste Singvogel in der Morgendämmerung. Wunderbar liess sich das Tüpfelsumpfhuhn beobachten und zum Schluss flog noch ein Baumfalke über unsere Köpfe.
Nach dem Frühstück, durch Regen und Fenster beobachtet, konnte die Strassentaube als weiteres Kreuzchen auf unsere Liste gesetzt werden, bevor wir zur Escale limicoles aufbrachen. Ohne nass zu werden, kamen wir beim gefluteten Feld etwas ausserhalb von Yverdon an. Ein wahrer Hotspot, nicht nur für Wattvögel. Die OGB und unsere Konkurrenz, die Bird Race Gruppe Kiebitze, waren dort. Beim gemeinsamen Beobachten - auch zum Plaudern blieb Zeit - flogen eine Rohrweihe und ein Sperber über unsere Köpfe. 13 Limikolen fast auf einen Schlag, sodass wir nach ihnen später nicht mehr Ausschau halten mussten. Fast nebenan in einem Garten mit Hecken und Tannen drei sehr unauffällige Vögel: Klapper- und Gartengrasmücke und Wintergoldhähnchen.
Anstatt nach Ependes wie letztes Jahr fuhren wir mit den Rädern zurück nach Yverdon, ganz Ohr für Eichelhäher, Girlitz und Grünfink. Dort hatten wir unser Gepäck zum Schutz vor möglichem Regen gelassen. Was für eine weise Entscheidung, denn der nächste Gewitterregen liess nicht auf sich warten. Zu seinem Ende hin gestärkt durch eine Zwischenverpflegung, kamen wir trocken zum Bahnhof Yverdon, wo wir den Zug nach Neuchâtel resp. Müntschemier nahmen.
In Müntschemier Alpensegler und ein Pieper auf einem Baum in einem Garten. Alle waren sich einig, kein Baumpieper. Dann blieben wir nicht in der Ebene wie in den letzten Jahren, sondern fuhren aufwärts zur Kiesgrube. Dort gab es neben süssen Feigen Steinschmätzer, Braunkehlchen und Neuntöter. Ein toller Ort! Trotzdem ging die Reise zügig weiter in Richtung La Sauge zum Neuenburger See. Keine Panne, gute Orientierung und einige Schafstelzen auf den Feldern. Dann beim Birkenhof und bei der Fruchtschür - wo immer mehrere Teams zusammentreffen - nicht die erwartete Schleiereule - eine Enttäuschung für alle - man munkelt, sie sei gerupft worden - dafür eine rufende Dohle, die nicht nur bei uns auf der Liste fehlte. Mehrere Hohltauben und endlich der lang erwartete Grünfink.
Dann kam das, was wir besser machen hätten können, aber das weiss man immer erst im Nachhinein. So fuhren wir zuerst - zu früh wie sich herausstellte - in der Hoffnung noch einige Waldvögel zu hören zum Fanelhaus. Besser, wir wären zuerst zur Besucherplattform Gamshoger mit gutem Blick in Schilf, auf Ried und See gegangen. Es wäre immer noch genug Zeit geblieben im Fanel. Die erhofften Waldvögel fehlten vor und beim Fanelhaus - aber wie oft beim Vogelbeobachten kommt das Glück doch - nicht selten allein und oft anders als erwartet - und so entdeckten wir auf dem gleichen Zaun Gartenrotschwanz und Dorngrasmücke.
Dann gab es innerhalb der Gruppe verschiedene Energie- und Erwartungslevels: Die einen waren hungrig, die anderen noch voller Energie, die einen der Überzeugung man könnte noch mehr Arten rausholen wenn man sich mehr bewegt, andere wiederum wollten die schöne Stimmung im Reservat Fanel geniessen. Eben doch ein Wettkampf mit unterschiedlichen Playern. Doch am Schluss ist alles aufgegangen - aber auch dies liess sich natürlich nicht voraussagen.
Denn es folgten: Ein Grauschnäpper. Eine rufende Zwergdommel aus dem dichten Schilf. Rohrammern. Die riesige Kormorankolonie aufgeregt in der Luft wegen eines jungen Seeadlers - der grösste Adler Europas - der sich ganz unauffällig in ein Kormorannest setzte. Leider kein Vogel für die Liste, weil er aus einem Zuchtprogramm stammt und nicht ganz aus eigenen Stücken hier her geflogen ist, aber für die meisten von uns die erste Beobachtung in der Schweiz.
Und als letzte Art die lang ersehnten Schwanzmeisen über unseren Köpfen beim Zählen der Arten. Ein wahrlich gutes Resultat - 96 Arten - ohne Eichelhäher und trotz Regenschauern und Optimierungsgelegenheiten - erreicht durch ein super Team. Wer weiss, vielleicht schaffen wir es nächstes Jahr auf die 100… Aber egal, es waren einmal mehr wunderschöne 24 Stunden! Und einmal mehr konnten wir sehr grosszügige Spenden sammeln, diesmal für die Naturjuwelen. Ein grosses Dankeschön an Euch alle!
© BirdLife Schweiz/Suisse/Svizzera