Es braucht eine neue Pestizidpolitik
Die Schweiz gehört zu den Ländern mit einem besonders hohen Pestizideinsatz. Überschreitungen gesetzlicher Vorgaben sind alltäglich. Weit über 100 unerwünschte Stoffe werden regelmässig in Gewässern festgestellt. Dabei liesse sich der Pestizideinsatz um über 50% reduzieren. Dies geht aus einem Pestizid-Reduktionsplan von "Vision Landwirtschaft" hervor, dessen Forderungen von BirdLife Schweiz und einem breiten Bündnis aus Landwirtschafts-, Trinkwasserversorger-, Gewässerschutz-, Umwelt-, Gesundheits- und Konsumentenkreisen mitgetragen werden.
Für das Bündnis ist klar: Entscheidende Massnahmen, die bei den landwirtschaftlichen Kulturen eine nachhaltige und sichere Produktion von Nahrungsmitteln gewährleisten, sind nicht Pestizidanwendungen, sondern ein standortgerechter Anbau und eine gute fachliche Praxis. Im Privat- und Siedlungsbereich kann, wie beispielsweise Frankreich zeigt, sogar ganz auf problematische Pestizide verzichtet werden.
Der Nationale Aktionsplan Pestizide des Bundes, der im Herbst 2017 veröffentlicht wurde, ist für das Bündnis hingegen zuwenig weitreichend: Es braucht ambitioniertere Ziele und Massnahmen – sonst werden auch in Zukunft nicht einmal die gesetzlichen Vorgaben erfüllt.
Dasselbe betonen auch die Wissenschaftler, die im April 2021 ein neues Factsheet zu den Auswirkungen der Pestizide auf die Umwelt herausgegeben haben. Im Factsheet steht unter anderem: "Negative Effekte von Pestiziden auf die Biodiversität dürften dementsprechend immer noch unterschätzt werden." Und: "Damit die gesetzlichen Vorgaben eingehalten, verabschiedete Ziele erreicht und wissenschaftlich hergeleitete ökotoxikologische Kriterien für die Umweltqualität nicht länger überschritten werden, ist die rasche Umsetzung wirksamer Massnahmen notwendig. Das bedingt Veränderungen auf gesellschaftlicher, politischer und wirtschaftlicher Ebene, v.a. im Landwirtschafts- und Ernährungssystem aber auch in anderen Einsatzbereichen von Pestiziden."
- Pestizid-Reduktionsplan von "Vision Landwirtschaft" zeigt den Weg
- Pestizid-Reduktionsplan (PDF)
- Factsheet Pestizide der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) (PDF, April 2021)
Medienmitteilungen
- 26.3.2024: Wird die Schweiz zum Sammelbecken der Problem-Pestizide?
- 3.7.2020: Agroscope-Bericht zu den Auswirkungen der Trinkwasserinitiative aufgrund enger Systemgrenzen nicht aussagekräftig
- 15.6.2020: Die Zulassung von Pestiziden muss jetzt grundlegend überarbeitet werden
- 21.11.2019: Pestizide: Die Zulassung ist weder unabhängig noch transparent
- 15.8.2019: Medienkommentar – Weniger Nutztiere, weniger Dünger- und Pestizideinsatz zum Schutz des Grundwassers
- 20.6.2019: Nationalrat vertröstet die Bevölkerung auf unverbindliche Pestizidreduktionsziele
- 13.6.2019: BLW verbietet Pestizide mit zwei hochgiftigen Wirkstoffen
- 2.4.2019: Pestizidcocktails in kleinen Fliessgewässern der Schweiz
- 14.12.2018: Botschaft des Bundesrates zur Volksinitiative «Für sauberes Trinkwasser und gesunde Nahrung»: Klare Antworten mit der Agrarpolitik 2022+ gefordert
- 1.3. 2018 Neonicotinioide: Risiken für Bienen bestätigt
- 1.2.2018: Pestizid-Grenzwerte: Das Vorsorgeprinzip bleibt auf der Strecke
- 23.9.2017: Allianz fordert unabhängige Zulassungsstelle für Pestizide
- 6.9.2017: Aktionsplan Pestizide: Der Bundesrat missachtet gesetzliche Vorgaben
- 5.4.2017: Tödlicher Pestizidcocktail in kleinen Bächen – so darf es nicht weitergehen!
- 25.10.2016: Nationaler Aktionsplan Pestizide: Es braucht ambitioniertere Ziele
- 24.5.2016: Pestizid-Reduktionsplan: Breites Bündnis für eine starke Reduktion des hohen Pestizideinsatzes in der Schweiz
Ergänzende Informationen
- "Anleitung zur Pestizidreduktion" von WWF, Greenpeace, Pro Natura und BirdLife Schweiz (PDF)
- Aktuelle News auf einen Blick (Seite von Vision Landwirtschaft)
- Pestizide: relevant für die Gesundheit? Artikel vom Januar 2021 aus der Ärztezeitung
- Studie "Was kostet uns der Einsatz von Pestiziden?"
Dieser Frage gingen Greenpeace, Pro Natura, BirdLife Schweiz und der WWF nach und liessen die finanziellen Nebenwirkungen des Schweizer Pestizideinsatzes berechnen. Das Ergebnis: Der Gifteinsatz kostet die Schweizerinnen und Schweizer jährlich 50 bis 100 Millionen Franken.
Infografik
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Kontakt
Jonas Schälle, Tel. 044 457 70 26, jonas.schaelle@birdlife.ch