Mit seinem leuchtenden, orangeroten Brustfleck und dem perlenden, melodiösen Gesang ist das Rotkehlchen ein vertrauter Begleiter in unseren Gärten und Wäldern. Zum 25. Jubiläum des «Vogels des Jahres» hat die Schweizer Bevölkerung den charmanten Kandidaten zum Vogel des Jahres 2025 gewählt. BirdLife Schweiz stellt den gefiederten Botschafter für mehr Natur im Siedlungsraum vor und zeigt, wie jede und jeder sich für mehr Vielfalt rund ums Haus einsetzen kann.
Porträt
Ein vertrauter Begleiter
Das «Rotbrüstli» ist mit seinem orangeroten Brustfleck, seiner runden Gestalt und den grossen Knopfaugen leicht zu erkennen. Durch sein oft neugieriges und vertrauensvoll wirkendes Auftreten erobert es schnell die Herzen der Menschen. Bei der Gartenarbeit beobachtet es uns manchmal aus geringer Distanz und hofft, dass ein Wurm abfällt. So werden manchmal schon als Kind die ersten Naturerlebnisse gesammelt, sodass das Rotkehlchen den Menschen nicht selten ein Leben lang emotional verbunden bleibt.
Das Rotkehlchen ist einer unser häufigsten Singvögel und trägt seinen melodiösen, perlenden Gesang sogar im Herbst und Winter vor. © Marcel Burkhardt
Ein Jahr voller Gesang
Gerade im Siedlungsraum begleitet uns der kleine Federball oft das ganze Jahr über. Zwar bleibt nur ein kleiner Teil «unserer» Rotkehlchen auch im Winter bei uns, während der Rest in den Mittelmeerraum wegzieht. Allerdings ziehen im Herbst andere Rotkehlchen aus nördlicheren Gebieten in die Schweiz und verbringen den Winter bei uns. Das bedeutet, dass die Vögel im Sommer und jene im Winter in den meisten Fällen nicht dieselben sind.
Selbst im Herbst und an sonnigen Wintertagen erfreut das Rotkehlchen den Menschen mit seinem klaren und melodischen Gesang. Sowohl Männchen als auch Weibchen verteidigen damit auch zur kalten Jahreszeit ihr Revier. Der Gesang wird oft als perlend, manchmal auch als melancholisch empfunden. Er besteht aus einer Vielzahl von Motiven, ist aber charakterisiert durch viele klare, hohe Töne, durchmischt mit tieferen Elementen, die in einem «jazzigen», abwechslungsreichen Rhythmus gesungen werden. Früh morgens singt das «Rotbrüstli» als einer der ersten Vögel, und abends oft als einer der letzten. Wenn man es in den Städten sogar nachts hört, ist das meist ein Zeichen für die hohe Lichtverschmutzung.
Die jungen Rotkehlchen sind durch ihr braunes Gefieder mit hellen Tupfen sehr gut getarnt, besonders im Hablschatten eines Strauches. © Wikimedia
Familienleben im Gebüsch
Die Paare können sich schon zeitig im Jahr bilden; die Brut beginnt aber frühestens ab Ende März. Das Weibchen übernimmt Nestbau und Brutgeschäft, während das Männchen das Revier verteidigt. Das napfförmige Nest besteht aus Moos, Blättern und Halmen und ist normalerweise gut getarnt. Meist befindet es sich versteckt am Boden, etwa unter einem dichten Busch oder einem Wurzelstock. Das Rotkehlchen ist aber auch anpassungsfähig, sodass man Nester auch in Mauernischen, Nisthilfen, an Gebäuden oder anderen ungewöhnlicheren Standorten findet. Im Schnitt legt ein Weibchen sechs Eier und brütet normalerweise mindestens zweimal pro Jahr. Beide Eltern füttern ihren Nachwuchs mit Insekten, Spinnen und Würmern, die sie vor allem in der Strauchschicht und am Boden finden. Nach zwei Wochen verlassen die gut getarnten, braun gesprenkelten Jungvögel das Nest. Im Herbst und Winter ergänzen Rotkehlchen ihre Nahrung zudem gerne mit Beeren und Samen.
Wie viele andere Insektenfresser nimmt das Rotkehlchen im Herbst und Winter gerne auch Beeren und Samen. © Mathias Schäf
Botschafter für mehr Natur im Siedlungsraum
Das Rotkehlchen bevorzugt struktur- und abwechslungsreiche Lebensräume, in denen es Nahrung findet und geschützt brüten kann. Im Wald, aber auch im Offenland sind einheimische Sträucher die Garanten dafür. Im Siedlungsraum findet man den Vogel in Gärten und Pärken. Um es im eigenen Garten zu unterstützen, sind dichte Hecken mit ausgeprägtem Unterwuchs oder dornenreiche Büsche ideal. Diese bieten nicht nur Nistplätze, sondern auch Schutz vor Katzen. Im Herbst sind beerentragende Büsche wie etwa Holunder, Vogelbeere oder Pfaffenhütchen sehr begehrt und erfreuen auch den Menschen mit ihren Farben und allenfalls Naschmöglichkeiten.
Auch die Förderung von Insekten ist zentral, denn sie unterstützt nicht nur die Nützlinge im Garten, sondern deckt auch den Tisch für das Rotkehlchen und fast alle anderen Vögel. Zahlreiche Insekten nutzen Stauden und blütenreiche Wiesen mit einheimischen Pflanzen. Efeu an der Hauswand oder an einem toten Baum bietet Vögeln und Insekten Nahrung und Brutmöglichkeiten. Laub im Herbst liegen zu lassen oder einen Laubhaufen anzulegen fördert ebenfalls die Insekten – und freut zusätzlich den Igel. Und natürlich hilft eine grundsätzlich naturnahe Gartenpflege. Flächen abwechselnd zu mähen oder einen Bereich länger (auch über den Winter) stehen zu lassen, ist dabei besonders wichtig.
Ein abwechslungsreicher Garten mit dichten Sträuchern und einer vielfältigen Gestaltung bietet nicht nur Rotkehlchen viel Platz für das Brutgeschäft und Nahrungssuche. © Philipp Heller
Weitere Informationen
Material
Poster A3 mit Porträt des Rotkehlchens (D/F) auf der Rückseite. Kostenlos |