Der Schwarzspecht ist ein charakteristischer Bewohner grosser zusammenhängender Waldbestände. Seine Nahrung findet er vorwiegend im Totholz und für den Höhlenbau ist er auf dicke, alte Bäume angewiesen. Als Höhlenlieferant nimmt der grösste in der Schweiz heimische Specht eine wichtige Schlüsselrolle im Ökosystem Wald ein. Über 60 Arten nutzen die Höhlen des Schwarzspechtes für ihr Brutgeschäft, als Futterversteck oder als Schlafplatz.
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Schwarzes Federkleid, roter Scheitel
Der Schwarzspecht hat ein Namensgebendes schwarzes Federkleid, das bei Jungtieren auch leicht bräunlich sein kann. Als Kopfschmuck trägt er einen feuerroten Scheitel, der bei den Männchen den ganzen Kopf vom Schnabel bis zum Nacken und bei den Weibchen nur den Hinterkopf bedeckt. Der elfenbeinfarbige Schnabel und eine hellgrau bis weissliche Iris kennzeichnen weiter den mit einer Körperlänge von 45-57 cm grössten in der Schweiz brütenden Spechtvogel. Füsse mit zwei nach vorn und zwei nach hinten gerichteten Zehen und ein markanter, keilförmig zugespitzer Stützschwanz erleichtern dem Schwarzspecht das Klettern bzw. den Höhlenbau und die Nahrungssuche.
Männchen (links) und Weibchen mit typischer Scheitelfärbung. © Andreas Schoellhorn
Rufen und Trommeln
Der Schwarzspecht ist ein ausgesprochen ruffreudiger Waldbewohner. Das langgezogene hohe "kliööh"ist für Artgenossen kilometerweit hörbar, daneben macht sich der Schwarzspecht auch durch die Revier- und Balzrufreihe "kwui-kwui-kwui" und den Flugruf "krü-krü-krü" bemerkbar. Wie die meisten anderen Spechtarten trommeln sowohl Männchen wie Weibchen zur Balzzeit, um einen Partner anzulocken. Für das charakteristische Trommeln suchen sich die Spechte eine geeignete Stelle mit guter Resonanzfunktion, etwa einen hohlen Baum, oder einen alten Ast. Der Trommelwirbel des Schwarzspechtes ist mit ca. 17 Schlägen pro Sekunde eher langsam.
Bewohner grosser Wälder
Grosse zusammenhängende Misch- und Laubwälder mit hohem Totholzanteil und dicken, alten Bäumen bilden den Lebensraum des Schwarzspechtes. Die in der Schweiz brütenden 3'000-5'000 Paare lassen sich in allen grösseren Waldgesellschaften beobachten, mit einem Verbreitungsschwerpunkt in der montanen und subalpinen Stufe (600-1800 m ü.M.). Ein Paar bewohnt ganzjährig zwischen 200-400 Hektaren Wald. Für den Bau der meist ovalen Höhlen benötigt der Schwarzspecht gut anfliegbare, glattrindige Bäume mit mind. 40 cm Durchmesser am Höhlenstandort. Er bevorzugt die Rotbuche, baut aber auch in Fichten, Kiefern oder Tannen.
Der Schwarzspecht bewohnt grosse zusammenhängende Wälder mit dicken Bäumen und viel Totholz. © BirdLife Schweiz
Höhlenbaumeister
Schwarzspechte zimmern und bewohnen in ihrem Territorium mehrere Höhlen. Hat der Schwarzspecht einen passenden Baum gefunden, baut er mit seinem harten Schnabel nach dem sog. "Initialschlag" die Höhle zuerst waagrecht in den Baum hinein und weitet sie dann nach unten zu einer Nestmulde aus. Zwischen den einzelnen Ausbauphasen können mehrere Jahre vergehen; im Schnitt entsteht nur alle 3-7 Jahre eine neue Höhle. Der Schwarzspecht repariert und putzt gleichzeitig alte Höhlen, welche bis zu 30 Jahre genutzt werden. Zum Schlafen und zur Brut braucht er unterschiedliche Höhlen. In der Bruthöhle werden Mitte April 3-6 kugelrunde weisse Eier gelegt und von beiden Partnern abwechslungsweise in 12 Tagen ausgebrütet. Die Nestlinge (pro Gelege schlüpfen 3-4) sind nach ca. 4 Wochen flügge. Bis zum Ausfliegen verfüttert das Schwarzspechtpaar dem Nachwuchs schätzungsweise 150'000-180'000 Insekten und deren Larven.
Schlüsselfunktion im Ökosystem Wald
Spechte halten die Anzahl der im Holz lebenden Insekten unter Kontrolle und helfen so, den Baumbestand gesund zu erhalten. Bei der Regeneration des Waldes leisten Spechte einen wichtigen Beitrag, indem sie faules Holz zerhacken und verstreuen und dadurch kleineren Organismen zugänglich machen. Die wichtigste Funktion im Ökosystem Wald erfüllt der Schwarzspecht aber als Höhlenlieferant. Zahlreiche Vögel, Säugetiere und Insekten sind auf seine Höhlen angewiesen, darunter seltene Arten wie der Raufusskauz und die Hohltaube, die beide fast ausschliesslich in Schwarzspechthöhlen brüten. Baummarder, Siebenschläfer, Eichhörnchen, zahlreiche Vogelarten wie Dohle, Kleiber, Star und Meisen aber auch viele Insekten und Käfer gehören zu den rund 60 Nachmietern von Schwarzspechthöhlen.
Schutz der Höhlenbäume und genügend Totholz
Es ist daher wichtig, dass die bestehenden Höhlenbäume und Bäume darum herum bei Durchforstungen erhalten bleiben. Markierungen schützen die Bäume vor unabsichtlichem Fällen. Meist bilden sich in einem Revier Höhlenzentren mit mehreren Höhlen. Ein Totholzanteil ab mind. 20 Kubikmeter bietet dem Schwarzspecht eine gute Nahrungsquelle mit zahlreichen Insekten- und Käferlarven.
Höhlenbäume sollten mindestens 40 cm dick und gut anfliegbar sein. Bei der Futtersuche bearbeitet der Schwarzspecht Totholz. © BirdLife Schweiz
Materialien/Informationen
- «Holzbaumeister mit Schlüsselfunktion» (Ornis-Artikel, PDF)
- PowerPoint-Vortrag «Vogel des Jahres 2011: Schwarzspecht»
- Schuldossier Schwarzspecht